Anlässlich des heutigen Weltbienentags hat die Umweltschutzorganisation Global 2000 gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) 35 bienenfreundliche Pflanzen auf Pestizidrückstände untersucht. Das Ergebnis ist laut der NGO erschreckend. So waren mehr als 90 Prozent der untersuchten Blumen mit Pestiziden belastet, fast die Hälfte davon sogar mit hoch-bienengiftigen Wirkstoffen.
Laut Global 2000 war keine einzige in Österreich gekaufte Pflanze frei von Pestizidrückständen, in Deutschland waren immerhin 20 Prozent der Proben unbelastet. Die fünf Pflanzenproben mit jeweils gleich drei hoch-bienengiftigen Pestiziden stammten alle aus Österreich.
Pflanzen als "bienenfreundlich" gekennzeichnet
Pflanzen mit dem österreichischen AMA-Gütesiegel waren im Test nicht weniger mit Pestiziden belastet als der Durchschnitt. Drei der vier Pflanzen mit AMA-Gütesiegel wiesen sogar eine überdurchschnittlich hohe Anzahl an Pestiziden auf, und ebenfalls auf drei von vier Proben wurden hoch-bienengiftige Pestizide nachgewiesen. Auch auf Pflanzen mit AMA-Gütesiegel wurden nicht zugelassene Pestizide nachgewiesen.
Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei Global 2000, zeigte sich von den Ergebnissen entsetzt. "Auf fast allen von uns untersuchten Pflanzen fanden wir richtige 'Pestizid-Cocktails', bei einem Viertel aller Blumen wurden sogar zehn oder mehr gefährlichen Wirkstoffe gefunden", sagte sie. Das Schlimmste sei, dass die Pflanzen als "'bienenfreundlich' gekennzeichnet waren".
Nur drei Pflanzen waren unbelastet
Mit 19 Pestiziden wies ein untersuchtes Männertreu (Lobelia) die höchste Anzahl an Rückständen auf, gefolgt von einem Phlox mit 18 sowie Lichtnelken und Köcherblümchen mit 17 Wirkstoffen. Nur drei Pflanzen waren unbelastet. Die derzeitige Praxis sei "katastrophal für Bienen und andere Insekten", sagte Novak. "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wollen den Bienen helfen und kaufen daher bienenfreundliche Pflanzen wie Margeriten, Blaukissen oder Lavendel, ohne zu ahnen, dass sie bienengefährliche Pestizide erhalten", warnte Novak. Auf 40 Prozent der untersuchten Pflanzen wurden außerdem Pestizide entdeckt, die in der EU nicht zugelassen sind. Darunter auch extrem bienengiftige Substanzen wie das Neonicotinoid Imidacloprid, das auf Vergissmeinnicht aus dem österreichischen Lagerhaus gefunden wurde. Das zeige, dass Pestizide, die in der EU verboten sind, in den Produktionsländern eingesetzt werden und so zu uns gelangen, kritisierte Global 2000.
Zierpflanzen aus biologischer Produktion
In Deutschland regelt das nationale Pflanzenschutzgesetz, dass Pflanzen mit Rückständen von nicht zugelassenen Wirkstoffe nicht importiert werden dürfen. In Österreich gibt es keine gesetzlichen Regelungen für Pestizidrückstände auf Zierpflanzen. Global 2000 fordert ein Verbot von bienengefährlichen Wirkstoffen im Zierpflanzenbau. Konsumenten wird empfohlen, auf Zierpflanzen aus biologischer Produktion zurückzugreifen.
In Österreich wurden Pflanzen der Händler Bauhaus, bellaflora, Dehner, Hagebaumarkt, Hornbach, Lagerhaus, OBI, Praskac, JOGL Gärtnerei und Floristik, Hofer, Billa, Lidl, Baldur Garten getestet. In Deutschland waren es Blumen der Firmen Holländer Pflanzencenter, OBI, Blume 2000, Hellweg, IKEA, Globus, Hornbach, Dehner.