Es gibt wohl nicht allzu viele Bauherren, die man nach einer dreijährigen Bauzeit folgenden Satz sagen hört: „Es war die schönste Zeit meines Lebens und ich würde es jederzeit wieder tun.“ Oliver Dreier ist jedenfalls einer davon und die Begeisterung, mit der er über seinen Hausbau erzählt, beweist, dass er diesbezüglich keinen Schmäh gemacht hat. Vom Beruf ist er Forstwirtschaftsmeister – hat zuvor allerdings Philosophie studiert – und arbeitet als Ein-Mann-Holzfäller.
Angefangen hat das Projekt schon 2004, als der Klagenfurter und seine Frau Karin sich auf die Suche nach einem Grundstückbegeben haben. Fündig wurden sie schließlich in Gundersdorf, einem kleinen Ort etwas außerhalb von Klagenfurt. „Da stand nur eine alte und verfallene Hütte drauf, aber dahinter Wald und ein wunderschöner Ausblick auf die Karawanken.“
Es gab keinen Strom und kein Wasser, ein Wohnwagen wurde auf das Grundstück gestellt und als Wochenend-Domizil genützt. 2006 haben die beiden dann zuerst mit dem Ausheben eines rund 200 Quadratmeter großen Teiches begonnen. „Irgendwie haben wir uns gedacht, wenn das Haus einmal fertig ist, dann werden wir keine Kraft mehr für einen Teichbau haben“, erklärt Karin den Grund der ungewöhnlichen Reihenfolge.
Nachdem die beiden sich 2007 zum Hausbau entschlossen haben, folgten erst einmal drei Jahre Planung und für Oliver unzählige Nächte vor dem Computer und mit „Wie-baue-ich-mein-Haus-selbst“-Büchern.
Das Ergebnis der langen Planung ist ein achteckiges Niedrigenergiehaus mit Pultdachund einem großen Solar-Luft-Kollektor in der Südfassade. „Geheizt wird bei uns also wie bei den alten Römern – mit heißer Luft“, sagt Oliver. Die zirkuliert in einem geschlossenen Kreislauf durch alle Innenwände und auch durch die Böden aus Beton. „Dadurch strahlen alle Wände im Winter angenehme Wärme ab, während sie im Sommer kühl bleiben.“ Die Außenwände des Hauses wurden mit Ytong gebaut, „weil sie leicht zu bearbeiten sind.“ Was für eine achteckige Form kein unwichtiger Faktor ist. Nach der Wärmedämmung wurde die Außenfassade mit Lärchenholz verkleidet. Für eine zusätzliche Heizmöglichkeit bei sonnenarmen Wintertagen sorgt ein, ebenfalls selbst gebauter, Kachelofen.
Drei Jahre hat Oliver an dem Haus gebaut, während sich Karin vor allem um die damals noch kleinen Zwillinge Max und Florian, die mittlerweile 13 Jahre alt sind, gekümmert hat. Bis auf den Dachstuhl – „die Holzstatik zu berechnen, war mir doch eine Nummer zu hoch“ – erfolgte alles in Eigenregie. „Von der Bodenplatte bis zur Dacheindeckung, von der Elektro-Installation bis zur Badezimmerfließe habe ich alles selbst ausgeführt“, erinnert sich Oliver, der in dieser Zeit sogar sein Forst-Unternehmen stilllegte, um sich ganz dieser Arbeit widmen zu können. Deshalb konnte er auch die Forstmaschine kurzerhand zu einem Bagger umfunktionieren, um damit den Keller auszuheben.
Das Haus besteht innen aus einem großen Hauptraum (Küche und Wohnzimmer), von dem einzelne „Zellen“ weggehen – etwa die beiden Zimmer von Max und Florian, die Speisekammer und das Badezimmer. Der erste Stock mit der Galerie hingegen ist kinderfreie Zone mit Büro und Schlafzimmer. „Der gehört nur uns“, sagt Karin. Einzige Ausnahme ist die kleine Terrasse, denn von hier gibt es eine Wasserrutsche direkt in den Teich, über den, eigens für die Kinder, auch ein Flying Fox gespannt ist. Ebenfalls einzigartig: Die Lärchenholzverschalung des Hauses ist gleichzeitig eine Kletterwand. Für die Zwillinge steht jedenfalls fest: „Für uns ist das hier ein Paradies.“
Bei der Inneneinrichtung hat die Familie großteils auf Second-Hand-Möbel gesetzt. Oder, da Oliver leidenschaftlicher Holzschnitzer ist, einfach das eine oder andere Stück selbst gemacht. Wie etwa den eleganten Wohnzimmertisch aus Buche.
Harald Schwinger