Der Wind pfeift um die Almhütte. In den Salzburger Bergen, auf etwa 1900 Metern, werkt Jürgen Rajh an einem neuen Kachelherd. Er stellt die einzige Heizung und gleichzeitig die Kochstelle der urigen Behausung dar. Der Plan der Bauherren: Sobald alles fertiggestellt und die Hütte eingerichtet ist, sollen Braten in dem Ofen schmoren und Suppen auf dem Herd vor sich hin simmern, während sich die erkaltete Hütte erwärmt und die Behaglichkeit Einzug hält. Immer mehr Bauherren entscheiden sich für Holzherde, sagt Jürgen Rajh. Man nimmt sich die (Aus-)Zeit, um in der Hitze des Buchenfeuers ein Ofenbratl zuzubereiten.
Der ausgebildete Keramiker entwirft und gestaltet Kachelöfen und Zimmerherde. Manchmal auch in Kombination. So auch in einem kürzlich revitalisierten Wohnhaus in Niederösterreich. Hier ist der Ofen in der Verlängerung zur Küche mitten in den Raum gesetzt und fungiert als Trennelement zum offenen Wohn- und Essbereich. Mehr als fünf Meter ragt er auf – bis unter den Giebel.
Auch auf kleinerem Raum lässt sich ein Kachelherd realisieren. „Ein Speicherofen kann als lange Bank gebaut werden. Darauf wird eine Feuerstelle mit Herd aufgesetzt“, erklärt Rajh. So lasse sich der Platz, der mit dem Speicherofen verbraucht wird, wieder als Liege- oder Sitzfläche an den Raum zurückgeben. „Der Trend zum Niedrigenergie- und Passivhaus rückt Kachelöfen mit ihrer ausgereiften Technik wieder in den Mittelpunkt“, sagt der Künstler, der sich den „Körper im Raum“ zum Thema gemacht hat. „Der Einsatz von Wohnraumlüftung, elektronischer Steuerung oder Niedertemperatur-Flächenheizung ergänzt sich mit dem Wunsch, Wärme zu erleben und Brauchwasser mit vertretbaren Mitteln zu erzeugen.“
Rauch- und rückstandsfrei
Wird ein Speicherofen fachgerecht installiert und richtig beheizt, sollte er nach wenigen Minuten rauchfrei funktionieren.
Das Erlebnis hält lange an, denn in der Regel beheizt man ihn nur einmal am Tag. Der Speicherofen gibt – anders als Heizkamine – eine angenehme, gleichmäßige Wärme an den Raum ab. Was man (statisch) bedenken muss, wenn man sich ans Planen macht: Ein Grundofen bringt rund zwei bis 3,5 Tonnen auf die Waage.
Momentan gestaltet Jürgen Rajh den Ofen eines Technikers im Norden Österreichs, der sich gegen den Blackout wappnet. In dem Haus soll es gar keine Technik geben, dafür eine zentrale Speicherheizung, die auch die abgelegenen Zimmer des Hauses über Hypokausten (Warmluftführungen) mit Strahlungswärme versorgt.
Birgit Pichler