Wer jemals in einem unzureichend gedämmten Altbau gewohnt hat, kennt das: Die Wände sind kalt, die Fenster undicht. Auch wenn viel geheizt wird, werden die Räume nicht richtig warm. Ähnlich auch bei Beatrice und Maximilian. Die beiden Studierenden wohnten in einer 45-Quadratmeter-Wohnung in der Grazer Innenstadt.
Im Winter war es „gerade einmal mittelwarm“, sagt Maximilian. Außerdem hatten die beiden keinen Balkon – und das gab schließlich den Ausschlag, eine neue Wohnung zu suchen. Im September zogen sie in eine der revitalisierten Wohneinheiten in die Leonhardstraße. Die neue Wohnung liegt im Dach und ist wohlig warm. Am liebsten würde man vor Behaglichkeit schnurren.
Vertikale Fensterflächen öffnen sich zur „grünen Seite“, Richtung Innenhof, und lassen auch an trüben Tagen eine Menge Licht in die Räume. Ein Raumteiler trennt den Küchen-/Ess- vom Wohnbereich – gerade so, dass sich gemütliche Nischen auftun, ohne den Raum optisch zu verkleinern. Von der Küche aus gelangt man auf den ausladenden Balkon – barrierefrei, wie im ganzen Haus.
Altbau, ganz neu
Im 19. Jahrhundert, zu Zeiten des florierenden Hafnerbetriebs von Carl Lipp, war das Haus in der Leonhardstraße in Graz ein stattlicher Bau. 1875 ließ er es umbauen. Im hofseitigen Trakt wurden Fliesen gebrannt, zur Straße hin lag ein großer Schauraum und im ersten Stock wurde gewohnt. Später wurde das Gebäude aufgestockt. Doch einige Jahrzehnte und ein paar Mieter später fand sich niemand mehr, der die alten Räumlichkeiten nutzen wollte.
Als sich das Team rund um Baumeister Leitner erstmals im Innenhof umsah, standen da noch die alten Brennöfen. Man stieß auf Gewölbestrukturen, aber auf eine Bausubstanz, die nicht einmal annähernd dem zeitgemäßen Wohnstandard entsprach. „Anfangs gab es einen Heizwärmebedarf von 180 Kilowattstunden pro Quadratmeter“, schildert Architekt Dietmar Koch. Fernab jeder Vorstellung von klimaschonendem Wohnen. Im März 2018 wurde mit der Revitalisierung begonnen. 18 Monate später, nach der Sanierung, „sind es unter 30 Kilowattstunden, das zeigt das Potenzial der Energieeinsparung“.
Erreicht wurde das durch die richtige Dämmung. „Bei alten Häusern gibt es zwar keine rechtliche Verpflichtung, die Häuser auf einen thermischen Standard zu bringen“, erklärt Koch, „wir machen das aber aus Überzeugung, weil auch die bauphysikalische Situation des Wohnens dadurch verbessert wird“.
In der Dachwohnung
Drei Zimmer liegen straßenseitig – Arbeits- und Schlafzimmer. Sind die Fenster geschlossen, ist der Lärm ausgesperrt. Auf Frischluft müssen die Bewohner trotzdem nicht verzichten, denn das Haus verfügt über eine Lüftungsanlage, die mit einem Wärmetauscher gekoppelt ist – auch das spart Energie.
Birgit Pichler