Die Wissenschaft vermochte bisher keine Abhilfe zu schaffen und so warten die Mondgärtner vergebens auf die Bestätigung ihres Tuns. Studien stellten keinen eindeutigen direkten Zusammenhang zwischen Mondeinfluss und Pflanzenwachstum fest. Einerlei, Hobbygärtner schwören auch so auf die Kraft des Trabanten.
Sie haben ohnehin mit Verwirrungen in den eigenen Reihen zu kämpfen, weil es zwei verschiedene Mondkalender gibt. Und das kommt so: Der astrologische Kalender verwendet den Stand der Tierkreiszeichen am Himmel, den sie vor mehr als 2000 Jahren hatten, als ihr Stand zur Sonne festgelegt wurde. Der astronomische Kalender nutzt hingegen die derzeitige Position der dem Tierkreis zugrunde liegenden Sternbilder, diese haben sich in den letzten beiden Jahrtausenden um zwei bis drei Tage verschoben.
Kraft der Sternbilder
„Wer beim Gärtnern den Mondstand berücksichtigt, gestaltet im Einklang mit der Natur“, mit diesem Schlachtruf für grüne Daumen wurde in den 1990er-Jahren eine wahre Mondwelle ausgelöst. Ab da galt es, für jede schlichte Gartenarbeit den Mondkalender über den richtigen Zeitpunkt zu befragen. Seither quellen die esoterischen Ecken der Buchhandlungen vor Mondliteratur und viel unnützem Beiwerk über. Jeder in der Autorenschaft vermeint, den noch richtigeren Zeitpunkt zu kennen.
Das Gartenwissen um die Kraft des Mondes ist tatsächlich uralt. Schon Plinius d. Ä. (27-79 v. Chr.) hatte die Erfahrungen der Antike zusammengetragen, er empfahl etwa, Früchte für den Verkauf zu Vollmond zu ernten, da sie dann dicker und saftiger seien, Früchte für die Lagerung hingegen zu Neumond einzubringen, weil sie da länger hielten.
Alles zu seiner Zeit
Alles zu seiner Zeit, so formulierten schon unsere Altvorderen ganz schlicht. Sie wussten, dass in der Phase, in der der Mond aufsteigt, die Flüssigkeit in den Pflanzen nach oben gezogen wird, und verzichteten wegen des unnötig hohen Saftaustritts auf den Gehölzschnitt.
Bei Mondgärtnern heißt es obendrein, dass der Rasen nach dem Schnitt schneller wachse. Just jetzt solle auch der Gartenteich angelegt werden - am besten an einem Skorpion- oder Fischtag.
Die Abstiegsphase des Mondes hingegen sei die beste Zeit für alle Aussaaten und Pflanzarbeiten. Auch dem Ungeziefer wird nun zu Leibe gerückt. Allerdings gilt es zu unterscheiden, ob die Schädlinge über der Erde (Krebs-, Zwillings- und Schützentage sollen am schlagkräftigsten sein) oder unterirdisch unterwegs sind, in diesem Fall wähle man Stier-, Jungfrau- oder Steinbocktage.
Zuweilen sieht es tatsächlich aus, als würden Flora und Fauna ihren Lebensrhythmus nach dem Mond ausrichten. So bleiben manche Feldmäuse bei Vollmond nachts in ihren Löchern. Die Erklärung dafür lässt sich allerdings ganz ohne geheimnisvolle Kräfte des Mondes finden: Bei Vollmond ist es heller und die Mäuse würden leichter Beute von Raubvögeln, darum verharren sie lieber in ihren sicheren Verstecken.
Helena Wallner