Der kalte Nordwind kann gegen das Haus auf dem Hügel nichts ausrichten. Er greift dort an, wo es die Bewohner am wenigsten spüren - an der Front mit den „kalten“ Räumen - Garage, Speis und Abstellraum. Die Wohn- und Schlafräume öffnen sich Richtung Sonnenuntergang, nach Westen. Karin Lebitsch und Michael Oberfeichtner haben den Kräften der Natur mit schlauer Planung ein Schnippchen geschlagen.
Seit rund einem Jahr wohnt das Paar nun in seinem neuen Haus. Das Panorama ist fantastisch - an klaren Tagen sieht man von dem burgenländischen Hügel aus zur Riegersburg, weiter zum Schöckl, und noch weiter zu den Karawanken. Die breiten Fensterfronten fangen die ganze Bandbreite an Aussicht ein.
Barrierefreies Wohnen
Der Hausherr ist vom Fach. Rund 300 „Energiehäuser“ hat er mit seinem Unternehmen schon gebaut. In seinem Privathaus setzt er auf großzügiges, barrierefreies Wohnen und Geselligkeit. Kaum ein Tag vergeht, erzählt er, an dem nicht einer der Nachbarn vorbeischaue. Lieblingsplätze für lange, fröhliche Abende gibt es hier jedenfalls genug - etwa bei der urigen Feuerstelle, am Pool, im Weinkeller oder in dem offenen, hellen Wohnraum.
Verwendet wurden nurnatürliche Materialien, heimisches Holz aus der Steiermark und aus Kärnten etwa: Weißtanne an der Decke, die Fenster sind aus Fichte und der Boden aus Eichenholz. „Alles, was ich in meinem Haus angreife, soll Natur sein“, sagt Oberfeichtner. Gedämmt ist der Holzrahmenbau mit Holzfaserdämmplatten. Dafür werden - grob gesagt - feine Holzschnitzel unter Dampf aufgekocht. Anfangs sind sie flaumig weich, doch werden sie schließlich gepresst, ist das Material so stabil, dass man theoretisch darauf tanzen könnte.
"Mit allen Wassern gewaschen"
Zwischen den Rahmen besteht die Dämmung aus Zellulose (aus recyceltem Zeitungspapier). Über die Terrasse auf der Westseite ragt ein Dachvorsprung. Er überspannt einen so großen Bereich, dass man notfalls vor Regen geschützt ist und keine Markise mehr braucht. Das Pultdach ist mit robusten Sukkulenten begrünt und sorgt bei sintflutartigen Regenfällen - wie sie immer häufiger vorkommen - dafür, dass das Wasser nur langsam an den Kanal abgegeben wird.
Auch hier lässt es sich gut verweilen. Der Pool liegt wie hingegossen an der Hügelkante. Dahinter nur noch Lavendelbüsche und der Horizont. Unter dem Pool reihen sich massive Felsblöcke aneinander - in der Steinschlichtung untergebracht ist die Technik für das Schwimmbad.
Doch zurück unters Dach. Dorthin, wo der Hausherr auf seinem aufgebockten Rennrad mit Aussicht scheinbar auf und davon radelt. Soll es einmal schneller gehen, nimmt das Paar das E-Motorrad. Und auf geht's nach der Arbeit - zu einem Gegenbesuch bei den Nachbarn.
Birgit Pichler