Ein Neubau sollte es werden - angebaut an ein altes Haus, auf einem Grundstück an der Straße, das seit mehr als 100 Jahren in Familienbesitz ist. Das war die Ausgangslage. Man wollte ein Haus, das nicht einsehbar ist - weder von der Straße aus noch von den Nachbarn -, und trotzdem offen wohnen. Kein verbautes Grundstück, sondern möglichst viel vom Garten ausreizen.
Also plante Architekt Helmut Friedrich ein einstöckiges Gebäude im rechten Winkel zum bestehenden. Mit einem einzigen zentralen Raum im Erdgeschoß, der auf zwei Seiten - fast über die komplette Länge und Breite - aus Glasfronten besteht und ein Maximum an Natur in den Wohnraum holt, ohne dass man sich selbst dabei neugierigen Blicken aussetzt.
Symmetrie schafft Ordnung
Betritt man das Haus, ist die Symmetrie der Inneneinrichtung wohl das Erste, was ins Auge sticht. Zwei große Kästen links und rechts des Eingangsbereichs verstecken, was eine vierköpfige Familie an Freizeitkleidung bis hin zu Sportausrüstung so braucht. „Man könnte es auch Vogel Strauß nennen“, lacht die Hausherrin, „aber wir schätzen es sehr, dass alles verstaut ist.“
Hinter dem großen Spiegel öffnet sich der erste Blick auf den Garten. Ein kleiner Streichelzoo ist zu sehen, daneben ein knorriger Apfelbaum und parallel zum Wohnbereich der Pool mit einer ausladenden Sitzlandschaft im Freien. Innen- und Außenbereich sind hier geschickt zu einem stilvollen Ganzen verschmolzen.
Akustikdecke aus Zellulose
Ungewöhnlich ist auch die Decke - sie sieht so flauschig aus wie ein dicker, weißer Teppich. Eine Akustikdecke mit einer beflockten Oberfläche. Für die Lärmdämmung ist sie sagenhaft. Ohne sie wäre der Hall selbst bei wenigen Sprechern auf Dauer unangenehm. Die Decke ist aber nur Teil des eigentlichen Clous - sie überzieht nahezu das gesamte Untergeschoß. Garderobe, Vorraum, Küche, Essbereich und Wohnzimmer reihen sich hier aneinander. Ein einziger langer Raum, der trotzdem gemütlich wirkt.
Keine Platzverschwendung
Statt mit Trennwänden Platz zu verschwenden, fungieren die Kästen, die Küche und der Kamin als Raumteiler. Sie strecken sich nicht ganz zur Decke und hemmen so auch nicht den Eindruck von Weite und Raum.
In der offenen Küche kann den Gästen zugewandt gekocht werden. Liegt etwas herum und Gäste sagen sich an? Kein Problem, die Vorderfronten der Küche schließen sich schneller, als man Unordnung sagen kann.
Über die Rückseite des Kamins erstreckt sich eine Sitzbank - eine gemütliche Lösung für den Essbereich in offenen Räumen.
Im Wohnzimmer dann Lagerfeuerromantik pur, denn der Kamin wurde so geplant, dass man das Feuer nicht wie üblich in einem kniehohen Sichtfenster bändigt, sondern auf Bodenhöhe erleben kann.
Im Obergeschoß wurde wieder nach dem gleich schlauen Prinzip geplant - ein Schrank über die ganze Front übernimmt die Funktion eines Raumteilers, um in den Schlafräumen Platz zu sparen. Diesmal wurde allerdings die volle Höhe der Räumlichkeiten ausgenützt - für mehr Privatsphäre in den eigenen vier Wänden.
Birgit Pichler