Hat sich ein Fotograf angekündigt, räumt man gern mehr aus dem Blickfeld als üblich. Doch das „Haus mit Giebel“ wirkt immer aufgeräumt. Denn schon in der Planungsphase gab es dazu strikte Vorgaben für das Architektenteam: Ein Haus aus Holz mit klaren Linien und freien Flächen sollte es sein, in dem kaum Möbel herumstehen. „Wir mögen das Gefühl von Aufgeräumtheit“, sagt der Hausherr. Deshalb sind die Schränke jetzt auch schlau versteckt oder haben eine Zweitfunktion. Aber der Reihe nach.
Im Sommer 2016 fiel der Startschuss zum Bau des Einfamilienhauses in der Pyhrn-Priel-Region. Das Grundstück liegt am Rand einer Siedlung mit leichter Hanglage und bietet einen fantastischen Blick auf die umliegenden Gipfel. Jetzt sind sie schneebedeckt und auch rund ums Haus sind noch einmal ein paar Zentimeter Neuschnee dazugekommen. Seit mehr als 16 Monaten wohnt die Familie nun im „Haus mit Giebel“. Im Winter vor einem Jahr sah es hier noch anders aus.
Alles selber gemacht
„Wir haben die Winterzeit genützt und den Innenausbau vervollständigt“, erzählt der Hausherr. Um die Kosten zu minimieren, arbeitete das junge Paar von Anfang an kräftig mit - vom Keller bis zum Dach(-decken). Als das Holz-Massivhaus mit Zellulosedämmung und Fenstern stand, schaffte man „den Innenausbau zu 100 Prozent selbst“.
Ohne Vorbildung? „Man lernt mit den Aufgaben“, schmunzelt der Vater zweier Kinder. „Innerhalb der Familie gab es viel Unterstützung und wenn die Architekten einmal sagen, dass sie selbst gern einziehen würden, dann weiß man, dass man es gut gemacht hat.“
Kostensparende Lösung
Da wurden Fliesen verlegt, Zwischenwände aufgestellt, Kästen eingebaut. Es wurde gehämmert, gespachtelt, die Küche beim Tischler mitgezimmert und die Vorderfront aus Holz selbst geflämmt. „Wenn man bereit ist, Zeit und Muße zu investieren, kann man durchaus leistbar wohnen.“
Für die Terrasse hatte das Architektenteam eine kostensparende Lösung parat. „Der Keller wurde bewusst nach vorne geschoben und der Küchen-Ess-Bereich so aus dem Gelände gehoben“, erklärt Sandra Gnigler vom Architekturbüro mia2 aus Linz. So hat man nicht nur eine (noch) bessere Aussicht auf das Bergpanorama - bei Bedarf kann das Hebe-Schiebetüreneck auch komplett geöffnet werden.
Natürliche Optik
Das Esszimmer wandelt sich zur Terrasse und man sitzt erhaben im Freien. Der Boden des ersten Stocks dient dabei als Schutz und man spart sich die Überdachung. Im Innenraum wollte man die natürliche Optik beibehalten, deshalb wurde auf das Streichen der Fichtenholzwände verzichtet. Sie sind geölt. Der Betonboden ist geflügelt und macht sich als ruhige, durchgehend glatte Fläche optisch hervorragend zur Maserung der Holzwände.
Mehr als sechs Meter erhebt sich der Giebel über dem Wohnraum - ein schönes Spiel mit der Raumhöhe. Ein wahrer Gipfelsturm - oder in dem Fall, wenn man so will, ein Giebelsturm - als Würdigung der Natur vor der Haustür.
Birgit Pichler