Wie häufig wird zum Telefonhörer gegriffen? Ist Kaffee tatsächlich allgegenwärtig? Kaum ein Themenbereich bleibt unberührt, wenn karriere.at, WIFI und Bene im „Office Report 2017“ Arbeitszeiten, Stressfaktoren, Pausenkultur & Co durchleuchten.

Aber nun von Beginn an: In den Arbeitstag gestartet wird im Mittel um 07:40 Uhr, wobei rund ein Drittel der Beschäftigten bereits vor dem Eintreffen im Büro E-Mails bearbeitet oder telefoniert. Und das zum Teil auch gerne. Denn für mehr als 3 von 10 gilt auch für den bevorstehenden Arbeitstag „Vorfreude ist die schönste Freude“. Vor allem Teilzeitbeschäftigte begrüßen etwas Abwechslung und blicken dem Tag im Büro mit Vorfreude entgegen (42,1 Prozent). Dort angekommen, werden als erstes der PC hochgefahren (69,6 Prozent) und E-Mails gelesen und beantwortet (58,7 Prozent), ehe für ein Drittel kein Weg am obligatorischen Morgen-Kaffee oder Tee und einem ersten Plausch mit den Kollegen vorbeiführt.

Sechs von zehn ärgern sich über Kollegen

Doch die morgendliche Ruhe währt nicht lange, denn danach geht es den ganzen Tag rund: Es werden durchschnittlich 13 berufliche Telefonate geführt, 18 E-Mails erhalten und 13 versendet, dazu kommt im Mittel ein Meeting sowie zahlreiche persönliche Kontakte mit Kunden, Auftragnehmern, Vorgesetzten und Kollegen. Bei so vielen Berührungspunkten kann es natürlich vorkommen, dass nicht immer alles rund läuft. So haben sich 6 von 10 der heimischen Angestellten im Laufe ihres Arbeitstages zumindest ein wenig geärgert.

Hauptgrund für unseren Unmut ist aber nicht vordergründig der Vorgesetzte, nein, es sind die lieben Kollegen, über deren Faulheit und Unfreundlichkeit wir uns am meisten ärgern (32,3 Prozent). Alles in allem empfindet dennoch mehr als die Hälfte ihre beruflichen Kontakte als erfreulich und auch die Atmosphäre im Büro wird mehrheitlich positiv eingeschätzt (71,8 Prozent). Wie durch ein Wunder ist zu beobachten, dass die Stimmungskurve an Freitagen in Österreichs Büros nach oben geht und den Ärger auf die Plätze verweist.

"Social Media" am Arbeitsplatz

Ein Blick auf die private Kommunikation und Mediennutzung während der Arbeitszeit zeigt: „Social Media & Co. sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken und machen meist auch vor der Arbeitswelt nicht Halt. Hier hilft auch kein Sperren der diversen Kanäle auf dem Arbeits-PC“, bringt es Daniel Steiner, Chief Marketing Officer von karriere.at, auf den Punkt. Denn im Durchschnitt verbringen die heimischen Angestellten während eines Arbeitstages 10 Minuten auf Social Media Plattformen, 13 Minuten mit dem Lesen bzw. Schreiben von SMS und greifen rund 6 Minuten für private Gespräche zum Hörer. Die dabei genutzten Medien machen die Generationsunterschiede deutlich. So sind es vor allem die jüngeren Beschäftigten, die zwischendurch Facebook, WhatsApp und dergleichen nutzen. Die Generation 50 plus hingegen greift lieber auf das gute alte Telefon zurück. Was jedoch für alle Altersstufen gleichermaßen gilt: Je niedriger die Arbeitsauslastung, desto höher ist die Versuchung, sich eine andere Beschäftigung zu suchen.

Apropos Produktivität und Auslastung: 6 von 10 Befragten sind während ihres Arbeitstages stark ausgelastet und rund die Hälfte davon leidet unter Stress, der vorwiegend durch Zeitdruck (14,2 Prozent), unfreundliche Kunden (7,2 Prozent) und viele Telefonate (6,9 Prozent) ausgelöst wird. Dennoch erledigen die Arbeitnehmer unseres Landes im Schnitt täglich 83 Prozent jener Aufgaben, die sie sich vorgenommen haben und beweisen damit ein gutes Zeitmanagement. Ein Blick auf die Leistungskurve zeigt, dass wir am Vormittag nicht nur am konzentriertesten, sondern auch am produktivsten und kreativsten sind. Und das mündet in Erfolg. So dürfen sich 56,0 Prozent im Laufe ihres Arbeitstages zumindest über ein Erfolgserlebnis freuen.

Fast 12 Prozent denken an Kündigung

Doch ein negativer Beigeschmack bleibt nicht aus. 17,4 Prozent sind im Laufe ihres Arbeitstages in Bezug auf berufliche Angelegenheiten verzweifelt. Auf die Frage nach dem gestrigen Arbeitstag, kam bei 11,6 Prozent sogar der Gedanke an eine Kündigung auf. Als wenig förderlich erweist sich hier vor allem die Kombination aus einem hohen Stresslevel, einer negativen Work-Life-Balance sowie einer kurzen Betriebszugehörigkeit.

Aber genug der Schwarzmalerei, hin zu einem weitaus netteren Thema: Pausen. Diese werden von Österreichs Arbeitnehmern zum Großteil mit Kollegen verbracht (58,6 Prozent), 3 von 10 machen lieber alleine eine Verschnaufpause – im Schnitt übrigens für 36 Minuten. Dennoch entgeht auch ihnen der neueste Klatsch und Tratsch im Büro nicht und je größer das Unternehmen, umso mehr gibt es zu erzählen. Mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) sind dabei, wenn über die neuesten Geschichten geplaudert wird. Dies geschieht weniger wie vermutet in den Pausen (18,7 Prozent), sondern direkt am Arbeitsplatz (31,0 Prozent).

Im Schnitt ist um 16.29 Uhr Feierabend

Da wir gerade beim Arbeitsplatz sind: Zwar zeigt die Studie, dass eine Mehrheit in der befragten Zielgruppe heute noch an einem traditionellen, fixen Arbeitsplatz arbeitet (85,6 Prozent), sicher ist aber auch, dass zeitgemäße Konzepte wie Desk-Sharing oder mobile Büros national und international stark an Bedeutung zunehmen.

Im Mittel gehen um 16:29 Uhr in Österreichs Büros schön langsam die Lichter aus, wobei das für ein Viertel der Beschäftigten noch nicht das Ende des Arbeitstages bedeutet. Vor allem E-Mails sind für so manch einen heutzutage auch nach Büroschluss ständige Begleiter, insbesondere für Führungskräfte. Dauerhafter Gefährte ist unter der Woche auch die Müdigkeit. Lediglich freitags werden wir aus unerfindlichen Gründen plötzlich fröhlich und glücklich, sodass wir beinahe vergessen, wie müde wir eigentlich sind.

Bei all der Zeit, die wir im Büro verbringen, bleibt letztendlich die Frage, für wie sinnvoll wir unsere Arbeit eigentlich erachten. Erfreulicherweise haben 8 von 10 das Gefühl mit ihrer Arbeit etwas zu erreichen. Dennoch äußert mehr als jeder Dritte den Wunsch nach einer beruflichen Veränderung. „Die Bereitschaft und das Interesse an fachlichen und persönlichkeitsbildenden Weiterbildungen teilzunehmen ist hoch. Vor allem die junge Generation ist bereit, sich auf dem Weg zu ihrem Traumberuf der ein oder anderen beruflichen Veränderung zu stellen“, so Christian Faymann, Leiter des WIFI Österreich Bildungsmanagement.