Begonnen hat alles mit einer virtuellen Firma an der Fachhochschule Joanneum. Im Juni schließlich wurde aus der Übung Ernst und aus dem virtuellen ein echtes Unternehmen. Ein echt gut laufendes sogar. Denn mittlerweile stehen in der Kreativwerkstatt von Georg Dinstl, Simon Lemmerer, Oliver Toman und Josef Wurm Aufträge für Red Bull, Völkl oder die Ästhetiker auf der Tagesordnung. Und was dabei noch mehr erstaunt: Die vier Jungs haben insgesamt gerade einmal 1000 Euro in ihre "permanent unit" im Atelierhaus der Stadt Graz investiert.

Mix. "Es ist cool, dass das Projekt aus einer langen Freundschaft entstanden ist. Risiko sind wir trotzdem keines eingegangen", sagt Dinstl, der vorrangig für Schablonenkunst und Mediendesign zuständig ist. "Den Computer hat jeder von uns selbst mitgebracht, die Möbel stammen von der Caritas oder IKEA." Dazu kommen Mitbringsel von Freunden, die der Werkstatt ihre schräge Note verleihen. Die Bandbreite reicht dabei vom Poster bis zum Plüschtier, der Grazer Künstler ILA, der ebenfalls im Atelierhaus werkt, hat einen Sofa-Sessel beigesteuert.

Collage Living. "Wir nennen das Collage Living", sagt Dinstl, "und wir fühlen uns hier richtig wohl". So wohl, dass die Jungs dreiviertel ihrer Zeit im rund 90 Quadratmeter umfassenden Atelier verbringen. In der urigen Sitzecke etwa treffen sich die vier kreativen Jungunternehmer zu Besprechungen, der angrenzende Werkraum fungiert als Spielwiese für Graffiti und Schablonenkunst. Hier sind Streetart und Jugendkultur keine Marketingfloskeln.

Keine Kopie. "Grafik-Design hat sich ja schon immer an den Styles der Jugendkultur bedient. Im Gegensatz zu vielen anderen kopieren wir diese aber nicht, sondern leben mit der Realität mit", sagt Josef Wurm, der seit kurzem auch im Programmbeirat des Grazer Forum Stadtpark sitzt. "Wir wollen zeigen, dass man es auch anders machen kann."

Kreatives Chaos. Etwas anders als in anderen Werbeagenturen sehen auch die einzelnen Arbeitsplätze aus. Die Computer und Schreibtische sind mit Stickern und Graffiti überzogen, die Arbeitsunterlagen in kreativem Chaos übereinander gestapelt. Transportkisten aus Holz dienen als Beistelltisch oder auch als Bar. Arbeit, Kunst und Leben greifen hier nahtlos ineinander über. Es ist, als würde man eine Szene-Agentur in Berlin betreten. Warum also gerade Graz? "Wir wollen in Graz arbeiten, weil es uns hier Spaß macht und gefällt", sagt Wurm. "Und nicht dorthin gehen, wo wir den Erfolg womöglich leichter haben könnten."