Mit 1. September 2010 tritt die am Dienstag unterzeichnete Verordnung zur Beschränkung der Maklerprovisionen in Kraft. Künftig fallen für Mietverträge mit einer Dauer von über drei Jahren zwei Monatsmieten, bei kürzeren Laufzeiten eine Monatsmiete Provision an - eine Monatsmiete weniger als bisher üblich. Branchenvertreter sehen darin eine Existenzgefährdung vieler Makler und wollen rechtliche Schritte prüfen. Die Mietervereinigung ist "sehr erfreut" über die neue Regelung.
Wohnungen und Einfamilienhäuser betroffen
Betroffen von der Regelung sind Wohnungen und Einfamilienhäuser, Geschäftslokale fallen nicht unter die Novelle. Die Regelungen für die Vermittlung von Käufen/Verkäufen sind nicht tangiert. Es ist dies die erste Novelle der Immobilienmaklerverordnung seit 1996.
Seitens der Mietervereinigung ist man "sehr erfreut" über die neue Regelung. Dies sei ein wesentlicher Schritt zur Entlastung der Mieter, bei einer 70 Quadratmeterwohnung erspare man sich durchschnittlich 700 Euro.
Nachholbedarf bei Provisionen für Hausverwaltungen
Nachholbedarf bestehe bei den Provisionen für Hausverwaltungen und wirtschaftlich mit dem Vermieter verflochtenen Personen. Diese müssten nach wie vor von den Mietern bezahlt werden, seitens der Mietervereinigung sei man für eine "Auftraggeberprovision als Standardinstrument". Schließlich würden die Vermieter von der Dienstleistung der Makler profitieren. Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel sieht in der Novelle eine "langjährige AK-Forderung durch Wirtschaftsminister Mitterlehner erfüllt", für die SPÖ Wohnbau-Sprecherin Ruth Becher wird endlich "dem niedrigeren europäischen Standard" entsprochen.
Wirtschaftsministerer Reinhold Mitterlehner (V) betonte in einer Aussendung, dass Österreich bisher im internationalen Vergleich "sehr hohe Maklerprovisionen" gehabt hätte. Zudem seien die Mieten in den vergangenen Jahren stark gestiegen. "Die niedrigeren Provisionssätze stärken daher die Kaufkraft der Bevölkerung und dämpfen die Inflation", so Mitterlehner.
Umsatzeinbußen befürchtet
Anton Holzapfel, Geschäftsführer des Verbandes der österreichischen Immobilientreuhänder (ÖVI), fürchtet Umsatzeinbußen "zwischen 30 und 50 Prozent". Eine Reihe von Unternehmen habe bereits signalisiert, Mitarbeiter abzubauen und keine neuen einzustellen, sagte er im Gespräch mit der APA. Die Umwälzung der Provisionen auf die Vermieter sieht er als problematisch - insbesondere in Ballungszentren, in denen die Vermieter eine große Auswahl an Maklern haben, sei dies nur schwer durchzusetzen. Derzeit prüfe man, ob ein "verfassungs- oder europarechtliches Vorgehen" gegen die Verordnung möglich sei, so Holzapfel.
Auch der für Immobilien zuständige conwert-Vorstand Thomas Rohr rechnet mit einer massiven Marktbereinigung in der österreichischen Maklerbranche. Weil ein Provisionsrückgang von einem Drittel die Gewinne überproportional treffe, "werden viele ums Überleben kämpfen", erklärte er am Mittwoch. Die Zahl der Makler werde von derzeit geschätzten Zahl (2.500 bis 3.000) auf 400 Makler implodieren, meint er. Für ihre Dienstleistungstochter Resag rechnet die conwert mit einer Provisionseinbuße von 300.000 Euro im Jahr.