Nur 20 Kilometer entfernt von Madrid liegt der kleine Ort Mejorada del Campo. Dort schuftet vom Morgengrauen bis zum Sonnenuntergang Justo Gallego Martinez auf seiner göttlichen Baustelle. Seit fast einem halben Jahrhundert jeden Tag, außer Sonntag. Zunächst wurde der ehemalige Zisterziensermönch belächelt, doch mittlerweile wissen die 22.000 Bewohner des Ortes sein Werk zu schätzen, ist Mejorada del Campo dadurch doch zu einer Wallfahrtsstätte geworden. Sogar das Museum of Modern Art in New York hat der Kirche schon eine eigene Foto-Ausstellung gewidmet.
Dank an Gott
Begonnen hat alles 1961, als Justo das Kloster, dem er beigetreten war, wieder verlassen musste. Bei ihm war Tuberkulose diagnostiziert worden und die Mönche hatten Angst vor einer Ansteckung. Diese Enttäuschung saß tief. Als er von der Erkrankung wie durch ein Wunder genas, beschloss er aus Dankbarkeit der spanischen Heiligen Pilar eine Kirche zu bauen.
Der Baumeister ist also weder Architekt noch Ingenieur - und er baut eigentlich auch ohne Genehmigung. Das Grundstück hat er von seinen Eltern übernommen, die meisten Baustoffe und Werkzeuge, die er verwendet, bekommt er durch Spenden. Kreativität ist dabei vonnöten: So sind die hohen Säulen, die die Kirche bereits zieren, aus mit Zement gefüllten Tonnen. Er arbeitet hauptsächlich allein und mit der Hilfe seiner sechs Neffen. In den Sommermonaten wird er auch von Freiwilligen unterstützt, die sein Werk bewundern.
Lebenstraum
Die Kirche, die er selbst zur "Kathedrale" erhoben hat, ist schon gut 50 Meter lang und 20 Meter breit. Das Kirchenschiff ist bis zu 36 Meter hoch und wird von einer Kuppel mit 22 Metern Durchmesser gekrönt. Zwei 58 Meter hohe Türme sollen seinen Traum einmal vervollständigen. Mittlerweile ist der Spanier allerdings 85 Jahre alt und weiß selbst nicht genau, ob er sein Werk noch vollenden wird können. Geschätzte Bauzeit bis zur Fertigstellung wären jedenfalls weitere 15 Jahre. Doch schon jetzt ist die Kathedrale auf einem guten Weg, eine von Spaniens berühmtesten Kirchen zu werden.