Wer sehr starke Beine hat, ist in etwa 25 Minuten oben. 1.620 Stufen gilt es zu überwinden. Mit einem der insgesamt zwei Dutzend Lifts dauert der Aufstieg gestoppte 25 Sekunden. Oben angelangt fühlt man sich knapp unter dem Himmel und hoch über Wien. Die durchwegs lichten Räume sind um den technischen Kern gelagert, man kann also Runden drehen. Es ist seltsam, den von unten so mächtig wirkenden Millenniumstower einmal aus der Ferne von schräg oben zu sehen.
Auf der anderen Seite fällt der Blick vom DC 1 auf die Donau, ihre lang gestreckte Kunstinsel und auf die romantische Wasserlandschaft Kaisermühlens. Man atmet tief durch.
Geplant wurde der neue Tower vom vielfach preisgekrönten Architekten Dominique Perrault, aus dessen Hand auch die französische Nationalbibliothek stammt. Sichtlich stolz führte er gestern die rund 60 Journalisten durch sein Gebäude. Etwa 3500 Menschen sollen es im Normalbetrieb bevölkern und manch einer wird sich darüber freuen, auch in zweihundert Meter Höhe real zu öffnende Fensterklappen vorzufinden, eine absolute Rarität.
Zweiter Tower
Er habe ein ökologisch vertretbares und funktionelles Haus im Sinn gehabt, sagt Perrault. Das scheint ihm gelungen zu sein. So gut, dass ihn die Bauherren bereits einen zweiten Tower gleich neben dem Einser konzipieren ließen. Es sind dies die Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum (WED) und die Bank Austria mit zahlreichen Investoren, die bereits etliche Bürotürme in den Himmel über der Donauplatte bauten.
Prosecco im 57.
Der Tower 1 schlägt sie alle: 35 Meter reichen die Fundamente in den Boden, die Basisplatte besteht aus vier Meter dickem Beton. Der daraus ragende Turm ist nicht zuletzt dank 40.000 Quadratmetern gewinkelter Glasfassade wunderschön geworden. Und auch das Entrée mit seiner hölzernen Freitreppe beeindruckt. "Urban Gate" nennt es Architekt Perrault.
Der Schönheitschirurg Artur Worseg zählt zu den ersten Mietern. Jüngst hat er gemeint, die restliche Infrastruktur sei nicht optimal. Das ist ein Problem vieler mondäner Bürodörfer, das man auch in der Donau City nicht wirklich bewältigen konnte.
Im Tower 1 könnte ein neuer Hotelbetrieb eventuell aufkommende Isolationsgefühle mildern: Die spanische Gruppe Meliá hat sich auf 18 Etagen mit 253 Räumen eingemietet. Und im 57. Stock betreibt man ein allgemein zugängliches, recht schickes Restaurant samt Lounge. Zumindest manche Kundinnen des Beauty-Docs dürften ihren Prosecco gerne dort trinken.
FRIDO HÜTTER