Der Kampf gegen "Verschandelung" hat unlängst das Gesicht eines populären Fernsehmoderators bekommen. Das kann nicht schaden. Dass dieser Kampf schon länger auch von anderen geführt wird, sollte freilich nicht verschwiegen werden, nicht, dass diesbezüglich die Mühen der Ebene enorm sind. Davon kann der Verein BauKultur Steiermark ein Lied singen.

Alle zwei Jahre vergibt der Verein seine GerambRosen (benannt nach Viktor von Geramb, 1884 - 1958, Volkskundler und Lehrer von Hanns Koren). 2009, anlässlich des 100. Vereinsgeburtstags, wurden die Richtlinien überarbeitet und Schwerpunkte formuliert. Geschäftsführer Günter Koberg: "Wir wollen das gesamte Bauschaffen der Steiermark erfassen, vom Einfamilienhaus bis zum Großprojekt." Koberg weiß wie sein Vorgänger Gunther Hasewend (der nun dem Vereinsbeirat angehört) um die Schwierigkeiten der Bewusstseinsbildung. Er weiß auch, dass "Verschandelung" nicht ganz so leicht objektivierbar ist, wie man auf den ersten Blick meinen möchte. Und deshalb auch Strategien dagegen eine heikle Sache sind, die man behutsam angehen muss.

Schwerpunkte

2010 waren es Projekte im öffentlichen Raum, die ausgezeichnet wurden. Heuer lautet das Thema "Gemeinschaftliche Räume". 2014 wird "Privaten Räumen" gewidmet sein. Der Untertitel der aktuellen Ausgabe erläutert die Bereiche, aus denen die ausgezeichneten Bauten kommen: "Arbeit, Bildung, Kultur und Soziales". Neun Planungen (von insgesamt 73 Einreichungen) fanden den Beifall der Jury, Neubauten ebenso wie Aus- und Umbauten.

Mit drei Volksschulen und einem Kindergarten ist der Bereich "Bildung" besonders präsent. An der VS Bad Blumau von Feyferlik/Fritzer fanden die Juroren "ihre räumliche Strukturierung" bestechend, die Bedürfnisse von Kindern ernst nehmen würden. Außerdem werden auch unkonventionelle Detail- und Materiallösungen, spielerische Oberflächen, unerwartete Durchbrüche lobend hervorgehoben.

Sensibilität

Die VS Mönichwald von dreiplus Architekten zeichnet sich durch geglückte Anbindung an die Ortsbebauung aus. Abgesehen von ihren Qualitäten als Schule (mit dem Foyer als Kommunikationszentrum) erweitert sie den öffentlichen Raum und hat, gewissermaßen als Bonus, für den Ort Lärmschutzfunktion.

Die VS Hausmannstätten (.tmp architekten) steht in Sachen Einbettung in Landschaft und Ortsbild nicht nach. Bei äußerer Strenge überrascht die Schule mit einem flexiblen Raumkonzept im Inneren. Zahlreiche Details (Garderobemöbel, Sitzgelegenheiten) werden ebenfalls als Pluspunkte verbucht.

Der von Sichtbeton und Holz dominierte Kindergarten St. Johann-Köppling von reitmayr architekten punktet mit Klarheit in einer "visuell heterogenen Umgebung", hoher Funktionalität und räumlicher Vielfalt.

Mit der Tunnelwarte, Zentralwerkstätte und Straßenmeisterei der neuen Ortsumfahrung geht diesmal eine zweite GerambRose nach Hausmannstätten. Architekt Dietger Wissounig lässt den Bau sensibel fast in der Landschaft verschwinden und schafft dennoch unklaustrophobische Arbeitsplätze. Wichtig ist auch ökologische Effizienz.

Zwei höchst bemerkenswerte Zubauten finden sich in Feldbach und Hartberg. In Feldbach wurde das LKH erneut vergrößert, diesmal von Innocad Architektur. In einer Vorhandenes auf eigenständige Weise fortführenden Struktur sei es u. a. möglich, "den Akt des Wartens angenehm und entspannt zu gestalten".

Markant und behutsam zugleich: der Zu- und Umbau von Schloss Hartberg (Eidenböck Architekten). Ein mit Cortenstahl verkleideter Baukörper enthält die Infrastruktur für das Veranstaltungszentrum im historischen Rittersaal im Nebentrakt.

Aufmerksamkeit

Zwei Projekte, die bereits große Aufmerksamkeit für sich verbuchen konnten, sind schließlich das Congresszentrum Zehnerhaus in Bad Radkersburg (Gangoly & Kristiner Architekten) und die so genannte "Auster", das von fasch&fasch.archtiekten entworfene Eggenberger Wellnessbad.