Nicolai Münch ist stolz auf sein neues Haus. Lange hat er mit seiner Frau darüber nachgedacht, wie sich die vielen Anforderungen der Familie unter einen Hut bringen ließen: ein Leben auf dem Land, die Nähe zur Verwandtschaft in Graz, nicht zu große Distanz zum Arbeitsplatz in Wien. Da bot sich ein Hanggrundstück in Bad Waltersdorf an und die Familie schlug zu.
Zuvor schon hatten die Münchs auf Pinterest nach Häusern gesucht, die ihren Vorstellungen entsprachen. Eines gefiel ihnen besonders gut. Der Architekt hieß Andreas Etzelstorfer, sein Büro in Wien nennt sich „Backraum Architektur“. Die Herausforderung interessierte ihn: „Das Budget war eng, richtig knapp“, sagt Etzelstorfer. 350.000 Euro nannte die Familie als Obergrenze für das Haus ganz aus Holz. Eingriffe in die Landschaft im Thermenpark in Bad Waltersdorf sollten vermieden werden und einen freien Ausblick wünschten sich die Bauherren außerdem.
„Die Herausforderung war, auf ganz niedrigem Preisniveau gute Architektur zu machen“, erzählt Etzelstorfer. Dadurch sei zwar der Stundenaufwand des Büros nach oben gegangen, doch ließ sich manches aus der Arbeit lernen. „Vieles ist Standard geworden bei uns. Alles, was man macht, ist für irgendetwas gut“, sagt der Architekt. „Das ist unsere Philosophie.“
Nun steht es also da, das schwarze Haus M. Die breite Glasfront öffnet sich zur hügeligen oststeirischen Landschaft. Maisäcker sind zu sehen, Apfelbäume, auch Lavendel gedeihen in der Gegend. Vor der breiten Fensterfront steht die Küche frei im Raum, auch sie ist aus Holz. Kochen mit Panoramablick. Auf dem Weg zur großzügigen Terrasse haben die Münchs ihren Esstisch aufgestellt. Rechts daneben öffnet sich das Wohnzimmer mit dem kleinen Kamin. Es ist offen bis zum Dachfirst.
Geht man vom Hauseingang nach links, kommt man in Noras Zimmer. Die achtjährige Tochter der Münchs turnt gerne, Geräte hängen von der Decke und an der Wand. Der väterliche Arbeitsraum liegt einen Stock darüber, das Schlafzimmer der Eltern im Parterre neben dem Kinderzimmer.
Vater und Tochter blicken auf herbstlich vertrocknete Maispflanzen, in der Ferne sehen sie den Steirerhof. „Wir können im Bademantel zur Therme gehen“, sagt Nicolai Münch und lacht. „Manchmal tun wir das auch.“
Noch undefiniert ist die Nutzung des Ganges im Oberstock, hoch über der Küche und dem Esstisch. Ein Sessel lädt zum Verweilen, aber das kann sich alles noch ändern. Auch der Raum unter dem frei in den Hang gesetzten Haus ist erst im Entstehen. Eine Terrasse ist geplant, Raum für Fahrräder und vielleicht einmal eine Sauna. Wenn er etwas anders gemacht hätte im Nachhinein, dann wäre die Sauna gleich mitgeplant worden, erzählt Herr Münch.
Wie aus einem Guss
Die Böden im Haus bestehen einfach aus dem abgeschliffenen Estrich. Der beim Schleifen entstandene Staub wurde mit Bindemittel vermischt und auf den porösen Grund aufgespachtelt. Die versiegelte Oberfläche ist pflegeleicht, sieht aus wie Terrazzo, ist aber viel billiger, erklärt Etzelstorfer. „Wenn alles aus Holz ist, sehnt sich das Auge nach einer mineralischen Oberfläche.“
Die Idee Etzelstorfers, das Haus außen umbragrau zu färben, hat die Familie zuerst geschreckt. „Das muss ja richtig heiß werden“, hatten sie dem Architekten vorgehalten. Doch der Schein trügt. Der Holzriegelbau der Außenwände, isoliert mit Zellulose, dazu die Dreischichtplatten der Innenwände: Sie isolieren das Haus so gut, dass die Stromrechnung im ersten Jahr für den gesamten Energiebedarf nur 600 Euro ausgemacht hat, erzählt Herr Münch stolz – für Licht und für die Flächenkollektoren der Wärmepumpe.
Schwarz habe er vorgeschlagen, weil sich das Haus so weniger von der Landschaft abhebt, begründet der Architekt die Farbwahl, die dem gewellten Blechdach angepasst wurde. Andere Dachfarben habe es zwar auch gegeben, die seien aber ganz scheußlich gewesen. So habe man sich für Umbragrau entschieden, für Dach und Fassade, erinnert sich Etzelstorfer. „So ist alles aus einem Guss.“
Thomas Götz