Die Lage am steirischen Arbeitsmarkt bleibt sehr angespannt. Zwar zeigen die aktuell veröffentlichten August-Daten eine geringfügige Stabilisierung im Vergleich zum Juli, das Gesamtniveau der Arbeitslosigkeit ist aber weiterhin sehr hoch. Insgesamt sind in der Steiermark demnach 42.144 Personen arbeitslos gemeldet, um 10.796 mehr als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vormonat beträgt das Minus 1562 Personen. Einschließlich der 6275 TeilnehmerInnen an Schulungen sind damit derzeit 48.419 Steirerinnen und Steirer ohne Job.

Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass Beherbergung und Gastronomie in Relation weiter am stärksten von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie betroffen ist: 4816 Personen sind arbeitslos (+52,7 Prozent). Im Bereich Herstellung von Waren sind es 4606 (+42,4%), am Bau 2423 (+44,7%), im Handel 5611 (+36,1%) und im Bereich Verkehr und Lagerei 2018 (+42,7%). Im Bereich wirtschaftliche Dienstleistungen (unter anderem Arbeitskräfteüberlassung und Gebäudebetreuung) sind es 9925 Betroffene (+35,3%), in den Bereichen Öffentlicher Dienst, Unterricht sowie Gesundheits- und Sozialwesen 7252 (+18,2%).

Beschäftigung sinkt weiter

Die unselbständige Beschäftigung ist geschätzt um 11.000 Personen zurückgegangen (526.000 Personen, -2,1 Prozent). Die Arbeitslosenquote liegt geschätzt bei 7,4 Prozent (+1,9 Prozentpunkte). 9593 offene Stellen sind beim AMS Steiermark gemeldet, das bedeutet im Vorjahresvergleich ein Rückgang von 1823 (-16,0 Prozent).

So verteilt sich die Arbeitslosigkeit in der Steiermark

Männer (21.679, +37,5%) sind laut AMS-Daten etwas stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen (20.465, +31,4%). Bei den Personen unter 25 Jahren wird ein Anstieg von 27,3 Prozent verzeichnet (4551 Personen), ähnlich stark fällt das Plus bei der Altersgruppe 50plus aus (28,8%, 13.621). In der Hauptbeschäftigungsgruppe (25 bis 50 Jahre, 23.972 Personen) liegt das Plus bei 39,4 Prozent. 17.464 Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss sind derzeit arbeitslos gemeldet (+36,0%), bei den Langzeitbeschäftigungslosen (11.592) beträgt das Plus 32,7 Prozent. In regionaler Hinsicht werden die stärksten Zuwächse gegenüber dem Vorjahr verzeichnet in Weiz (+56,6%), Bruck an der Mur (+48,6%), Gleisdorf (+46,6%) sowie in Mürzzuschlag (+46,5%).

Probleme am Lehrstellenmarkt

Den insgesamt 1894 offenen Lehrstellen stehen 1564 Lehrstellensuchende gegenüber. „Das Frühjahr ist am Lehrlingsmarkt verloren, die Möglichkeiten zur Orientierung an den Schulen fehlten, eigene Maßnahmen fanden auch nicht statt“, sagt der Landesgeschäftsführer des AMS Steiermark, Karl-Heinz Snobe. „Die Betreuung der Lehrstellensuchenden online oder telefonisch funktioniert kaum – der Sommer ist zudem immer schwer. Wir hoffen, dies im Herbst unter anderem über die Überbetriebliche Lehrausbildung kompensieren zu können.“

Kurzarbeit: Unklar wie dritte Phase angenommen wird

Derzeit befinden sich noch 76.922 Beschäftigte in mehr als 4400 steirischen Betrieben (5366 Projekte) in Corona-Kurzarbeit. „Im September werden sich die Zahlen noch ähnlich entw ickeln, ab Oktober kommt dann die Saisonkomponente hinzu: Der Wintertourismus sowie die Gastronomie in der kalten Jahreszeit werden es schwer haben, das gilt auch für das Weihnachtsgeschäft mit Feiern und Bällen“, betont
Snobe.

„Die Baubranche bleibt hoffentlich in Kurzarbeit, das stabilisiert. Sorgen bereitet die weitere Entwicklung in der Produktion, da hier überdies viele zusätzliche Arbeitsplätze davon abhängen.“ Insgesamt sei die Dynamik am Stellenmarkt sehr gering, Aufnahmen fänden nur verhalten statt. „Es wird ein schwerer Herbst, ein schweres Frühjahr“, gibt Snobe einen Ausblick in die nähere Zukunft: „Unklar ist, wie stark die ab Oktober dritte Phase der Kurzarbeit angenommen wird“.

AMS: Erste Ausfälle wegen Überlastung

„Sorgen bereitrz mir erstmals in meinen 18 Jahren in der AMS-Landesgeschäftsführung die eigene Organisation“, so Snobe. „Die Arbeitsbedingungen mit Maske und Abstandhalten belasten, die telefonische Beratung braucht doppelt so viel Zeit wie die gewohnte persönliche Betreuung in den Geschäftsstellen. Die Bearbeitung der Arbeitslosenanträge und der Kurzarbeit bindet sehr viel Personal.Auch verzeichnen wir derzeit die ersten Ausfälle wegen Überlastung. Dabei müsste der Fokus jetzt eigentlich auf der Qualifizierung liegen, das benötigt jedoch Beratung und Organisation, etwa in der Abwicklung von Förderbegehren“.