Exakt 44.208 Menschen sind in der Steiermark als arbeitslos vorgemerkt, hinzukommen 6476 Schulungsteilnehmer – damit sind steiermarkweit weiterhin mehr als 50.000 Personen ohne Job. Im Vergleich zu den Daten von Ende Juni entspricht das zwar einem Rückgang von fast 3000 Betroffenen, die Lage bleibt dennoch dramatisch. Der steirische AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe hat zuletzt Anfang Juli, beim Arbeitsmarktgipfel des Landes, klar betont: „Es kann keine Rede davon sein, dass die Krise überwunden wäre.“ Seine Prognose: „Wir werden noch lange Zeit mit einer hohen Arbeitslosigkeit rechnen müssen.“
Snobe verweist jedoch auch auf ein Phänomen, das angesichts dieser Zahlen, widersprüchlich erscheint, einige Betriebe aber vor zusätzliche Herausforderungen stellt: „Wir sind trotz hoher Arbeitslosigkeit paradoxerweise gleichzeitig weiter mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Klar ist aber auch, dass in drei Monaten keine dringend benötigten Fachkräfte vom Himmel fallen.“
"Verzweifelte Suche nach Fachkräften"
Davon weiß auch Andreas Höller zu berichten. Der Unternehmer aus Gratwein ist auch Berufsgruppensprecher der Platten- und Fliesenleger in der Wirtschaftskammer. Er spricht „auch im Namen vieler Branchenkollegen von einer verzweifelten Suche nach Fachkräften, die wir aber leider nicht finden“. Ein Umstand, der ihn vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosenzahlen „nachdenklich“ stimme. Höller selbst hat vor rund vier Wochen seinen Mitarbeiterbedarf beim AMS deponiert, „ich habe keine einzige Bewerbung erhalten, weder von Fachkräften noch von potenziellen Lehrlingen“. Höller, der auch im Fliesenverband aktiv ist, berichtet, dass viele Handwerksbetriebe sowie Unternehmen im Baunebengewerbe fieberhaft nach Mitarbeitern suchen. „Mitunter müssen sogar Aufträge abgelehnt werden, weil das Personal fehlt.“ Der Fliesenverband habe extra eine „Facharbeiterplattform“ initiiert, doch auch dort würden sich nur offene Stellen finden. Allein in der Steiermark, so Höller, könnten 40 bis 50 Fliesenleger sofort neu eingestellt werden, österreichweit, so seine Schätzung dürften es rund 300 sein. „Auch wenn niemand sagen kann, wie es im Herbst genau aussieht, aber derzeit wäre die Arbeit absolut vorhanden. Ich wage zu behaupten, dass ich, wenn ich einen neuen Facharbeiter finden würde, das verlorene Corona-Monat, in dem wir geschlossen hatten, umsatzmäßig sogar aufholen könnten.“
Fast 6000 Arbeitslose mit Wiedereinstellungszusage
Snobe betont, „dass wir im AMS hohes Interesse daran haben, dass uns Betriebe eine Rückmeldung geben, wenn sich arbeitslos vorgemerkte Personen, die wir vermittelt haben, nicht vorstellen oder ein Jobangebot vereiteln“. Im Tourismus und in der Bauwirtschaft würden auch Einreisebeschränkungen die Aufnahme von Personal aus dem Ausland erschweren, „im Tourismus geht es da nicht nur um Fachkräfte wie Köche der Kellner, sondern beispielsweise auch um Abwäscher oder Stubenmädchen, am Bau sind teils ganze Partien betroffen“, wird betont. Ein weiteres Phänomen, auf die das AMS aufmerksam macht: Rund 5800 Personen, das entspricht einer Verfünffachung im Vergleich zum Vorjahr, hatten Ende Juni noch eine Einstellzusage des früheren Dienstgebers, „liegt die Zeit unter drei Monaten, dann werden diese Einstellzusagen von uns akzeptiert und diese Personen nicht an andere Stellen vermittelt“. Ein Umstand, der das Gesamtbild der von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen ebenfalls etwas verzerrt, wie es seitens des AMS Steiermark heißt.
„Woche der Lehre“
Um auch in Krisenzeiten vorausschauend die Fachkräfte von morgen ausbilden zu können, hat das AMS mit seinen neun steirischen BerufsInfoZentren (BIZ) die „Woche der Lehre“ ausgerufen. „Die betriebliche, duale Ausbildung junger Menschen ist und bleibt ein Erfolgsmodell“, so Christina Lind, stellvertretende AMS-Landeschefin.
Alle Infos zur virtuellen Lehrstellensuche "Find your Job" gibt’s hier