Ist das letzte Wort tatsächlich gesprochen? Ist es der AUA nach Fertigstellung von Koralm- und Semmeringtunnel im Jahr 2027 nicht mehr erlaubt, die Flughäfen Graz und Klagenfurt anzufliegen? Im Gespräch mit der Kleinen Zeitung räumt Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) die letzten Zweifel aus: „Wir haben das mit der AUA genau festgelegt: Wenn es eine stabile Bahnverbindung unter drei Stunden Fahrzeit gibt, verlagern wir auf die Bahn.“ Mit der Fertigstellung der beiden Tunnel sei das für Graz und Klagenfurt der Fall, womit die AUA-Fluganbindung an Wien Geschichte sein wird.
Dass dann umso mehr Menschen aufs Auto statt auf den Zug umsteigen, wie von manchen Seiten befürchtet wird, glaubt Gewessler nicht: „Wir sehen an der Weststrecke, dass gute Zuganbindungen funktionieren. Mit den beiden Tunnels wird die Südstrecke ebenso hochwertig funktionieren. Die Fahrtdauer von 1 Stunde und 50 Minuten von Graz nach Wien und von 45 Minuten von Klagenfurt nach Graz wird auch fürs Auto unschlagbar sein.“
Springt die Lufthansa ein?
Ganz abgefahren ist der Fluganbindungszug für die beiden Landeshauptstädte allerdings nicht. Anders als die AUA dürfte die Konzernmutter Lufthansa die Regionalflughäfen auch nach 2027 weiter an Wien anbinden. Ein Punkt, den auch Gewessler einräumt. Mit dem Paket für die AUA sei einmal „ein erster Schritt gesetzt“, dem im Mobilitätssystem viele weitere zu folgen hätten. Einer davon sei mit den Anti-Dumping-Regeln für Flugtickets zudem bereits beschlossen.
Kritik aus Wirtschaft bleibt
In der steirischen Wirtschaft hat die Aussicht auf Ende der AUA-Flugverbindung, wie berichtet, für Kritik gesorgt. Die Präsidenten von Wirtschaftskammer und Industrie, Josef Herk und Georg Knill, warnen davor, dass damit eine Schwächung des exportstarken Wirtschaftsstandorts Steiermark einhergehen würde. Vorerst aber wird nach der coronabedingten Flugunterbrechung die Strecke Graz-Wien ja ab 22. Juni wieder angeboten.
Auf einen weiteren Kritikpunkt rund um das AUA-Rettungspaket – den Verzicht auf eine direkte Staatsbeteiligung – kontert nun Finanzminister Gernot Blümel. Es war nicht unsere erste Priorität, Eigentum als Staat zu erwerben.“ Vielmehr sei es „erste Priorität“ gewesen, „Arbeitsplätze zu erhalten, den Standort zu sichern und auch die Umwegrentabilität zu gewährleisten, die der Homecarrier AUA mit dem Drehkreuz für die gesamte Region leistet“, so Blümel. Das sei aus seiner Sicht gelungen.
Berg von 10.000 Rückerstattungsfällen
Die massive Kritik vieler AUA-Kunden, wonach man seit Monaten auf die vorgeschriebene Rückerstattung von bezahlten Tickets, wartet, will die Airline nun rasch reagieren. Bereits zu Wochenbeginn hatte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech versprochen: „Wir haben schon damit angefangen und arbeiten den Rückstau ab.“ Es sei mittlerweile ein Berg von 10.000 Fällen angehäuft worden und es sollen deshalb alle Mitarbeiter des Kundencenters aus der Kurzarbeit zurückgeholt werden.