Noch sind die Gespräche über die massive Staatshilfe, die die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines zu Bewältigung der Corona-Krise braucht, nicht beendet. Klar ist indes, dass die seit 18. März am Boden stehende Fluglinie nach der Pandemie mit deutlich weniger Jets abheben wird. Konkret werden demnächst nicht nur wie geplant die letzten zehn Dash-Turboprops ausgemustert, sondern stufenweise auch drei Langstreckenjets Boeing 767 und sieben kleine Airbus A319. 2022 wird das sogenannte „Phase out“ abgeschlossen. Davon wurden am Dienstagnachmittag die Mitarbeiter der Airline in einem Online-Gespräch mit mehr als 3000 Teilnehmern unterrichtet.
Airline hat künftig ein Viertel weniger Jets
Am Freitag hatte der Aufsichtsrat grünes Licht für den Nach-Corona-Plan gegeben, der die Airline um ein Viertel verkleinert. Dieser Business-Plan ist auch die Basis für die Gespräche mit der Corona-Finanzierungsagentur COFAG für Staatshilfe, die die AUA spätestens im Juni braucht.
„Wir werden uns von den ältesten und kleinsten Flugzeugen trennen“, erklärt AUA-Vorstand Andreas Otto den Schritt, „auch aus ökologischen Gründen.“ Die Sitz-Kapazität der Airline wird dadurch um ein Fünftel zusammengestutzt.
Die drei Boeings sind im Schnitt 28 Jahre alt, die restliche Langstrecken-Flotte besteht dann noch aus drei weiteren Boeings dieses Typs sowie sechs Boeing 777. Der Bestand der Langstreckenflotte ist für die AUA elementar, sie hat dafür Konzern-Rückendeckung.
Das Drehkreuz Wien zu erhalten, ist auch zentraler Wunsch der türkis-grünen Regierung, die derzeit mit der Lufthansa über eine Standortgarantie im Gegenzug zur Staatshilfe spricht. „Wir wollen unser Langstrecken-Drehkreuz erhalten“, verspricht AUA-Chef Alexis von Hoensbroech in einer Aussendung, „auch wenn uns erst einmal keine andere Wahl bleibt, als uns an den etwas kleineren Markt anzupassen.“
Hunderte Stellen könnten betroffen sein
Wie viele Jobs von dem Neustart-Plan betroffen sind, kann nur spekuliert werden. Allein für den Vollbetrieb einer Boeing sind mehr als 100 Mitarbeiter nötig. Noch laufen Gespräche mit dem Betriebsrat. Wie berichtet, soll es dabei auch um langfristige Kurzarbeit oder Teilzeit gehen, sodass der personelle Aderlass möglichst gering ist. 108 „ausgeborgte“ Lufthansa-Piloten gehen zurück.
Nachfrage-Einbruch dürfte Riesenverlust bringen
Angesichts der Nachfrageerwartungen zwischen 25 und 50 Prozent der üblichen Passagierzahlen dürfte die AUA heuer einen Riesenverlust machen. 2019 hatte sie mit einem Passagierrekord knapp 20 Millionen Euro Gewinn gemacht. 2021 dürfte es tiefrot weitergehen, weil die Nachfrage noch um ein Viertel niedriger als vor Corona eingeschätzt wird.
Im Gegensatz zur Muttergesellschaft Lufthansa sagt die AUA nicht, wie viel Geld sie ein Stehtag oder ein Tag mit sehr eingeschränktem Betrieb kostet. Es dürften enorme Beträge zusammen kommen, die die AUA nur mit Staatshilfe stemmen kann. Zuletzt war von 800 Millionen Euro die Rede. Derzeit wird ein Bankenkonsortium für die Kredite aufgestellt. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass die Corona-Finanzierungsagentur COFAG die Hilfe überhaupt gewähren kann. Im Juni könnte die Airline dann wieder in kleinem Umfang abheben.
Claudia Haase