"Wir wollen ganz sicher nicht den Eindruck erwecken, hier jetzt die Vorjahresbilanzzahlen zu bejubeln und die aktuelle Situation auszublenden“, erklärt Gerhard Fabisch. Der Vorstandschef der Steiermärkischen Sparkasse betont im Rahmen der – via Videoschaltung über die Bühne gebrachten – Bilanzpräsentation aber auch: „Diese guten Zahlen sind aber eben auch die Ausgangsbasis dafür, dass wir unseren Kunden durch diese schwierige Zeit helfen können.“ Die Steiermärkische konnte im Vorjahr ein Periodenergebnis nach Steuern von 197 Millionen Euro verbuchen und lag damit deutlich über dem Jahr davor (178 Millionen). Die Eigenkapitalausstattung konnte auf 1,825 Milliarden Euro gesteigert werden, „seit 2011 ist dieser Wert bei uns um eine Milliarde Euro gewachsen“, so Fabisch, der auch von 70.000 gewonnenen Neukunden berichtet.
Kunden mehr Luft verschaffen
Der Umstand, dass eine Bank auch selbst stabil dastehe, sei Fundament und Voraussetzung dafür, „diese Krise und die harten Zeiten, die vor uns liegen, gut zu überstehen und die Kunden dabei zu begleiten“. Die Instrumente, die dafür zur Verfügung stehen, seien stark nachgefragt, in den vergangenen zweieinhalb Wochen habe es bereits fast 1000 Kundenanträge auf Kreditstundungen und Überbrückungsfinanzierungen gegeben, „90 Prozent wurden bereits erledigt, der Rest ist in Arbeit“, so Fabisch. Bei diesen Anträgen werde eine stark steigende Tendenz registriert, die Dynamik werde zunehmen, weil sukzessive alle Richtlinien fertig werden. Den Gesetzesentwurf zu automatischen Kreditstundungen für Konsumenten und Kleinstunternehmen, der heute im Nationalrat beschlossen werden soll, wertet Fabisch „als grundsätzlich sinnvollen Beitrag, den Banken leisten können, müssen und sollen“. Damit könne man Kunden mehr Luft verschaffen, weil für diesen Zeitraum, laut Entwurf zwischen 1. April 2020 und 30. Juni 2020, Rückzahlungen, Zins- oder Tilgungsleistungen, die fällig werden, gestundet werden. Auch wenn es für die Banken in diesem Zeitraum keine Rückflüsse gebe, betont Fabisch: „Wir werden das schultern.“ Er orte auf Basis der bisherigen Signale seitens der Aufsichtsbehörden, dass es dort dafür breites Verständnis gebe.
Mindestmaßstäbe
Insgesamt hoffe er darauf, dass sich die wirtschaftliche Situation ab Mai, Juni wieder verbessere. Entscheidend sei die Frage, „wie bringen wir möglichst viele Kunden durch die Krise und hier sind wir zuversichtlich“, so Fabisch. Er mahnt aber auch ein, dass nicht das Bild entstehen dürfe, dass sämtliche Hilfen einfach so, ohne jede Information und Bestätigung, quasi im Bankomat zur Abholung bereitliegen. „Wir wollen sehr unbürokratisch vorgehen, aber Mindestmaßstäbe müssen wir ansetzen.“ Die Sorge, dass Konditionen für Überbrückungsfinanzierungen deutlich höher ausfallen könnten, zerstreut Fabisch, das Zinsniveau sei nach wie vor historisch niedrig, „die Konditionen werden ähnlich sein wie vor der Krise“.
In puncto Geldveranlagung registriere die Bank derzeit eine verstärkte Goldnachfrage, wobei Fabisch aufgrund der hohen Preissprünge von zu großen Umschichtungen abrät. Bei Aktienfonds sei derzeit sogar zu beobachten, dass es zu deutlich mehr Zukäufen als Verkäufen komme. Und insgesamt bestätige sich in Zeiten wie diesen die Bedeutung des Sparens: „Es zeigt sich, dass ein Liquiditätspolster für jeden Sinn macht.“