Im vergangenen Jahr heuerte Anton Berger, Chef des Haustechnikspezialisten Unisan in Hart bei Graz, zwei Fachkräfte für Heizung, Klima, Lüftung und Sanitär in Spanien an - sein Betrieb zählt insgesamt 64 Beschäftigte. Die gesamte Berufsgruppe in der Steiermark holte zehn Nachwuchskräfte. Auf dem heimischen Arbeitsmarkt hat die Branche die Spezialisten nicht bekommen. „Viele Unternehmen reißen sich um wenige Fachkräfte“, schildert Berger das Dilemma. Unisan ist mit dem Problem freilich nicht allein. 2019, das ergab die jüngste Auswertung des Fachkräfteradars der Wirtschaftskammer, hatten 57 Prozent der steirischen Betriebe Probleme bei der Suche nach Fachkräften, 59 Prozent büßten deshalb sogar Umsätze ein.

Anton Berger, Chef von Unisan
Anton Berger, Chef von Unisan © (c) Maximilian Martin Wolf

Dieselben Fachkräfte standen auch vor einem Jahr auf der Liste der Mangelberufe, als das neue Instrument des Fachkräfteradars vorgestellt wurde und erstmals zum Einsatz kam. Die Auswertung spannt sich über das gesamte Bundesgebiet und geht bis in die Bezirke hinein. So zeigt sie, dass die Suche nach einem Elektroinstallateur etwa in Gleisdorf besonders schwierig ist; im Jänner kamen hier auf 31 offene Stellen fünf Arbeitssuchende dieses Handwerks.

Vergleich der Bundesländer

Weitere Mangelberufe in der Steiermark sind Techniker mit höherer Ausbildung (für Datenverarbeitung), Augenoptiker, Kfz-Mechaniker, Rohrinstallateur und Dreher. Befüllt wird das Radar mit Daten des Arbeitsmarktservice. Das ist zugleich Stärke und Schwäche – denn da nur rund 40 Prozent der offenen Stellen beim AMS landen, ist der Bedarf in Wahrheit noch höher. Die Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge wird die Schieflage in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Dabei herrschen je nach Branche und Region teils beträchtliche Unterschiede. Im Vergleich der Bundesländer liegt die Steiermark beim Facharbeitermangel im hinteren Mittelfeld. In Vorarlberg, Salzburg, Oberösterreich, Tirol und Kärnten ist er noch größer, in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland kleiner. Innerhalb der Steiermark sind Graz, Knittelfeld und Liezen jene Bezirke, in denen auf eine offene Stelle die wenigsten geeigneten Jobsucher kommen.

Josef Herk, Präsident der WK
Josef Herk, Präsident der WK © WKO/(c) Foto_Jörgler_e.U. (Christopher_Jörgler)

„Wir brauchen eine ehrliche Debatte über arbeitsmarktpolitische Notwendigkeiten“, sagt Herk. Die drei Eckpunkte der Kammer: mehr Mobilität der Arbeitssuchenden, mehr unternehmensnahe Ausbildung und qualifizierte Zuwanderung.

Letztgenannte werden Berger und Unisan nach dem Pilotversuch des Vorjahres 2020 neuerlich nutzen. Berger zeigt sich mit den Fachkräften aus dem EU-Raum, ist die Sprachbarriere bei ihnen überwunden, zufrieden. „Aber es ist nur ein Mosaikstein“, betont er. „Wir gehen auch in die Schulen, um Jugendlichen die Berufsfindung zu erleichtern. Das ist heute oftmals ein längerer Prozess, als es früher war.“