Auch der traditionsreiche Genfer Automobilsalon musste im Vorfeld seiner 89. Auflage einige namhafte Absagen – u. a. Ford, Opel, Volvo und Jaguar-Land-Rover (JLR) – verdauen. Dass Jaguar dennoch in aller Munde war, lag, wie berichtet, daran, dass das Elektroauto I-Pace zum Auto des Jahres gekürt wurde. Eine Auszeichnung, die auch am Messestand von Magna für Freude sorgte, denn der erste Stromer des zuletzt – auch Brexit-bedingt – nicht eben erfolgsverwöhnten JLR-Konzerns wird seit Frühjahr 2018 in Graz gefertigt. Von einem „schönen Erfolg für unseren Kunden Jaguar“ spricht Magna-Europa-Präsident Günther Apfalter im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
Freilich, dass man auch am Fertigungsstandort Graz stolz auf diese Auszeichnung ist, verhehlt Apfalter nicht. Kurt Bachmaier, Vorstand für Sales und Marketing bei Magna Steyr, betont: „Das motiviert die ganze Truppe.“
Joint-Venture: Magna wird E-Autos in China bauen
Magna ist bereits zum zwölften Mal in Serie in Genf vertreten, traditionell wird der Messe-Auftritt mit einem speziellen Fahrzeug „garniert“, das verdeutlichen soll, wie breit die Entwicklungs- und Fertigungskompetenzen des Unternehmens gestreut sind. So auch heuer. Vor dem Magna-Stand wurde ein SUV des vietnamesischen Herstellers VinFast platziert. Der ambitionierte Branchenneuling, hinter dem der Milliardär Pham Nhat Vuong steht, setzt in Sachen Entwicklung gänzlich auf das Know-how von Magna. Eine weitere Vertiefung der Beziehung sei jedenfalls denkbar.Nicht das einzige Beispiel, bei dem Magna auch in die Rolle des technologischen „Geburtshelfers“ schlüpft.
Dass sich Asien – insbesondere in Sachen E-Mobilität – zu einem globalen Taktgeber aufschwingt, spiegelt sich auch in Genf wider. Der chinesische Hersteller BAIC hievte einen weiteren Branchenneuling ins Rampenlicht. Erstmals wurde der Weltöffentlichkeit die neue Marke „Arcfox“ vorgestellt. Auch hier nimmt Magna eine Schlüsselrolle ein. Bereits im Vorjahr wurde ein gemeinsames Technologie-Joint-Venture (JV) in China gegründet, „demnächst“, so Apfalter werde nun demnächst auch ein Fertigungs-JV folgen. Das hat zur Folge, dass Magna in China Elektroautos fertigen wird. Die Fabrik mit einer Produktionskapazität von bis zu 180.000 Fahrzeugen pro Jahr in Zhenjiang ist schon fertig, das Fahrzeug – entwickelt von Magna – ebenfalls. Die Weltpremiere wurde in Genf zelebriert.
Konjunktur: "Eintrübung, aber kein Einbruch"
Die zuletzt dunkler gewordenen Wolken am Konjunkturhimmel beobachtet man auch bei Magna, wenngleich Apfalter zwar „Unsicherheiten im Markt“ ortet, eine Eintrübung, „aber keinen Einbruch“. Sollten die USA tatsächlich Sonderzölle auf EU-Autos einführen, würde man „das bei Magna spüren“. Apfalter warnt: „Das wäre keine gute Idee“. Die Zahl von 144.500 Fahrzeugen, die man 2018 in Graz gefertigt hat, werde man heuer signifikant übertreffen, so Apfalter. Ob angesichts der eingetrübten Konjunktur die Marke von 200.000 durchbrochen werden kann, wird sich weisen.Erst vor wenigen Tagen in der Grazer Serienfertigung: Toyotas Sportwagen Supra, dem hier in Genf eine besonders spektakuläre Bühne geschaffen wurde, gleich drei Modelle werden in einem eigenen Bereich in Szene gesetzt. Mit Toyota, JLR (I-Pace und E-Pace), BMW (5er und Z4) sowie dem Dauerbrenner Mercedes G fertigt Magna in Graz derzeit für vier Kunden. Der „G“ feiert heuer sein 40-jähriges Jubiläum.
Von Soft-Tops bis zum autonomen Fahren
Doch die Gesamtfahrzeugfertigung ist hier in Genf nur ein Teil der „Magna-Welt“. Denn in zahlreichen Fahrzeugen findet sich Technologie aus dem Gesamtkonzern – u. a. vom Soft-Top-Dach des neuen Porsche 911 Cabrio über Sitze, Spiegel und Tanksystemteile für den BMW X7, Komponenten für den überarbeiteten VW Passat sowie den T-Roc bis hin zu den gesamten Sitzen für den Skoda Kamiq. Auch die Magna-Kompetenzen im Bereich des autonomen Fahrens sind gefragt. Hier gibt es u. a. eine Zusammenarbeit mit der Google-Tochter Waymo. Bachmaier verrät zudem, dass man in einem Projekt mit BMW Komponenten für autonomes Fahren in den 7er BMW integriert.