Der freie Welthandel droht völlig aus den Fugen zu geraten“ – es sind Warnungen wie diese, die sich vor dem Hintergrund des sich immer weiter zuspitzenden Handelsstreits zwischen den USA, der EU und China häufen. Die Strafzoll-Politik von US-Präsident Donald Trump hat zuletzt bereits den Konjunkturausblick der EU-Kommission eingetrübt. Für ein sehr stark exportorientiertes Bundesland wie die Steiermark sind diese Entwicklungen alles andere als erfreulich.
„Als Region, in der jeder zweite Arbeitsplatz durch den Export gesichert wird, sind wir in hohem Maße darauf angewiesen, dass unsere Betriebe mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf ausländischen Märkten punkten“, betont Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. Und derzeit läuft der steirische Exportmotor in einem Tempo wie nie zuvor.
Ausfuhren in die USA legen um 36 Prozent zu
Das spiegelt sich auch in den regionalen Exportdaten für 2017 wider, die heute veröffentlicht werden. Die Steiermark konnte im Außenhandel demnach erstmals in der Geschichte die Schallmauer von 20 Milliarden Euro durchbrechen. Das Volumen lag bei 21,5 Milliarden Euro, im Jahr davor waren es noch 19,3 Milliarden. Dieses Plus von 11,6 Prozent bedeutet auch den höchsten Anstieg unter allen österreichischen Bundesländern. Auf Platz zwei lag Wien mit plus 10,1 Prozent, gefolgt vom Burgenland mit plus 9,5 Prozent. Österreichweit lag das Exportwachstum bei 8,2 Prozent.
Welch zentrale Rolle für steirische Unternehmen der US-Wirtschaftsraum einnimmt, verdeutlichen die Daten ebenfalls eindrucksvoll: Denn die heimischen Exporte in die USA stiegen 2017 trotz der restriktiver werdenden Handelspolitik mit 36 Prozent besonders stark. Damit haben die USA mit einem Volumen von 1,9 Milliarden Euro Italien (minus 0,2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro) den Rang als zweitwichtigster Handelspartner der Steiermark abgelaufen. An der Spitze liegt weiterhin sehr klar Deutschland (plus neun Prozent auf 6,3 Milliarden Euro). Auf dem vierten Platz folgt Großbritannien (plus drei Prozent auf 875 Millionen Euro).
"Müssen auch andere Märkte intensiv bearbeiten"
„Die USA sind auf Platz zwei der wichtigsten Handelspartner der Steiermark. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftspolitik von Präsident Trump ist der deutliche Anstieg unserer Exporte von einem bereits hohen Niveau ausgehend sehr bemerkenswert“, so Eibinger-Miedl. Klar sei aber auch, „dass die Rahmenbedingungen für Handelsbeziehungen mit den USA nicht einfacher werden und wir daher auch andere Märkte intensiv bearbeiten müssen“.
Die Landesrätin wird im Oktober eine steirische Wirtschaftsdelegation nach Mexiko und Kolumbien anführen. Im kommenden Jahr steht dann Großbritannien im Fokus des steirischen Wirtschaftsressorts und des Internationalisierungscenters (ICS). Großbritannien soll trotz der schwierigen Situation rund um den nahenden Brexit weiterhin wichtiger steirischer Handelspartner bleiben. Manfred Neuper