Die Rückkehr zu strengeren Grenzkontrollen in Europa hat für das Grazer Kleinunternehmen Charismatec nur Gutes. Das Dokumentenprüfgerät „Doculus Lumus“ mauserte sich in kurzer Zeit zur Standardausrüstung von Zoll, Grenz- und Autobahnpolizei sowie Botschaften in fast ganz Europa. 2017 sind Abnehmer in Norwegen, Frankreich, Slowenien und Island dazugekommen, berichtet Sandra Slavinec, Gründerin und – gemeinsam mit Dieter Lutzmayr – Entwicklerin der Lichtlupe.

Eine je nach Version 15- oder 22-fache Vergrößerung durch Glaslinsen, Auflicht-LEDs, UV-LEDs und Streiflicht erleichtern die rasche Überprüfung eines Dokuments auf Echtheit. Ein integrierter RFID-Leser (Radio-Frequenz-Identifikation) liest den Chip im Reisepass. Das Gerät ist so handlich, dass es in eine Gürteltasche passt.

Abnehmer von Australien bis Südkorea

3500 Stück verkaufte Charismatec seit dem Start der Serienfertigung im März 2015, nicht nur an Behörden, auch an Privatdetektive und zuletzt an einen praktischen Arzt, der unter der Lupe die Haut genau betrachten will. Australier stehen ebenso auf der Abnehmerliste wie Südkoreaner. „Die ersten 100 Stück habe ich noch selbst zusammengebaut“, erzählt Slavinec von den Anfängen. Mittlerweile ist die Fertigung in den Händen des Teams Styria, auch das Gehäuse entsteht bei MC Kunststofftechnik in Graz.

Nach der Gründung 2010 lief der Eine-Frau-und-ein-Mann-Betrieb bis vor Kurzem nebenbei. Automatisierungstechnikerin Slavinec war als Lagerlogistikerin tätig, Lutzmayr ist Professor an der FH Campus 02. Erst seit September konzentriert sich die 38-Jährige voll auf den Betrieb und beschäftigt drei Mitarbeiter. Auf Werbung verzichtet sie, „denn unter den Anwendern bei Polizei und Zoll spricht sich das Produkt von selbst herum“. Mit der Kombination aus Handlichkeit und Funktionalität schlossen die Grazer eine Marktlücke.

Ab Frühjahr 2018 soll der „Doculus Lumus“ via Amazon für jeden käuflich sein, allerdings ohne RFID und unter einem kürzeren Namen, der noch gesucht wird. Zielgruppe sind Naturforscher, Sammler, Spezialisten aller Art. Der „Doculus Lumus“ ist ein Taschenmikroskop mit Lichtfunktion. Mit dem Handy auf der Linse entstehen scharfe Fotos winziger Details.