Aktuell sind allein beim steirischen Arbeitsmarktservice 7631 offene Stellen gemeldet, hinzu kommen 739 offene Lehrstellen. Viele Unternehmen suchen dringend Fachkräfte, sind aber in der Ausbildung der Spezialisten von morgen auch selbst gefordert. „Die Jugend ist unser wertvollster Rohstoff – aufgrund der demografischen Entwicklung wird dieser nicht nur immer knapper, er steckt vielfach auch in falschen Bildungswegen fest“, so Wirtschaftskammerpräsident Josef Herk unter Verweis auf die hohen Abbrecherquoten in manchen Schulzweigen. „Wir möchten mithelfen, dass die Zeit schulischer Ausbildung bestmöglich für die individuelle Zukunft sowie den Einstieg in die berufliche Bildung genutzt wird“, betont Industrie-Präsident Georg Knill. Daher hat man die Volkswirtschaftliche Gesellschaft damit beauftragt, bei Unternehmern zu erheben, was die Wirtschaft von Berufseinsteigern und damit bei den Fachkräften von morgen erwartet. Fast 250 steirische Betriebe, die insgesamt gut ein Viertel aller steirischen Lehrlinge ausbilden, wurden dafür eingehend befragt.
Plädoyer für mehr Berufsorientierung in Schulen
Analysiert wurden die Kompetenzfelder Mathematik, Deutsch, Englisch, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie persönliche und soziale Kompetenzen. Zudem wurde erhoben, worauf es in der Bewerbungsphase ankommt. Insgesamt wolle man mit diesen Erkenntnissen den Einsteigern den Start in die Berufswelt erleichtern und auch Orientierung bieten. Daher gab es seitens der Arbeitgebervertreter auch ein Plädoyer für eine stärkere Akzentuierung von Berufsorientierung im Bildungssystem. Herk verwies u. a. auf die 5000 steirischen Schüler, die bereits das Angebot des neuen „Talantcenters“ genutzt haben.
Welche Vorbildung sollten Berufseinsteiger mitbringen? Laut Studie sind im „Angstfach Mathematik“ (Knill) Kopfrechnen, Schätzen, Runden sowie ein Gefühl für Maßeinheiten bei mehr als 90 Prozent der befragten Unternehmen im Arbeitsalltag wichtig. „Das ist also keine Raketenwissenschaft“, so Knill.
In Deutsch sind sinnerfassendes Lesen, aktives Zuhören und der Situation angepasstes Kommunizieren für mehr als 90 Prozent besonders wichtig. In Englisch wird auf das Verstehen grundlegender Dinge wie einfacher E-Mails und das Ausdrücken in zusammenhängenden Sätzen Wert gelegt. Einen hohen Stellenwert haben aber auch persönliche und soziale Kompetenzen.
Das zeigt sich auch daran, dass bei der Auswahl von Bewerbern der persönliche Eindruck bei „Schnuppertagen“ und Bewerbungsgesprächen oft wichtiger ist als Ergebnisse bei Aufnahmetests oder das Abschlusszeugnis.