Eine "Win-win-Situation" sei die wirtschaftliche Zusammenarbeit Österreichs mit der Türkei, ist der türkische Industrieminister Mehmet Fatih Kacır sicher. Bei einem Round Table in Ankara betonten am Dienstag beide Seiten die guten wirtschaftlichen Beziehungen.
Wirtschaftsminister Martin Kocher, IV-Präsident Georg Knill, Wirtschaftskammer-Generalsekretär Karlheinz Kopf sowie Vertreter mehrerer österreichischer Unternehmen sind mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) nach Ankara gereist, um an wirtschaftlichen Beziehungen zu feilen. Um 20 Prozent sei das österreichische Investitionsvolumen in der Türkei im vergangenen Jahr gestiegen, betonte Nehammer. Das zeige, dass es noch viel Potenzial gebe.
Hoffnung auf stabile Wirtschaftspolitik
Denn auch wenn das Land wirtschaftlich schwierige Zeiten durchgemacht hat, blickt man auf österreichischer Seite zuversichtlich in die Zukunft. Die nach den Wahlen im Mai neu gebildete Regierung sowie die neue Chefin der türkischen Zentralbank Hafize Gaye Erkan geben Grund zur Hoffnung, dass die Türkei auf einen stabileren Wirtschaftskurs zurückfindet. Man sehe eine "wirtschaftliche Ausrichtung, die mehr Nachhaltigkeit verspricht", sagte Kocher.
Derzeit liegt die Inflation in der Türkei bei über 60 Prozent und ist im Vergleich der vergangenen Monate sogar wieder angestiegen. Steuererhöhungen, um wieder Geld in die Staatskasse zu spülen, haben einen weiteren Kostenschub verursacht. In den ersten Monaten 2024 sollte die Spitze allerdings erreicht sein, so die Hoffnung.
250 österreichische Unternehmen mit Niederlassungen in der Türkei
So oder so ist die Türkei kein unbedeutender Wirtschaftspartner für Österreich. 250 österreichische Unternehmen haben Niederlassungen in der Türkei, in insgesamt 1000 ist österreichisches Kapital geflossen. Unter anderem in den Bereichen grüne Technologien, Dienstleistungen, Mikroelektronik und Medizintechnik sahen beide Seiten bei den Gesprächen am Dienstag weitere Möglichkeiten für österreichische Unternehmen.
Die Türkei pocht darüber hinaus auf eine Modernisierung der Zollunion mit der EU sowie Erleichterungen bei Visavergaben. Für Verbesserungen der Zollunion wolle sich Österreich auf EU-Ebene einsetzen, kündigte Kocher an. Auch beim Thema Visa zeigt man sich zumindest gesprächsbereit. Zwar sei eine generelle Liberalisierung der Visapolitik kein Thema. Doch Visaerleichterungen insbesondere für türkische Geschäftsleute, die häufig zwischen den beiden Ländern reisen, seien sinnvoll, betonte Wirtschaftsminister Martin Kocher.