Wifo-Chef Gabriel Felbermayr sieht in der Schwäche der deutschen Wirtschaft eine Chance für Europa. Deutschland falle im EU-Wettbewerb zwar zurück, sagte der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) dem Magazin "Spiegel" (Freitag).
Für Europa sei dieses "Rebalancing" aber eine gute Sache. Denn die Unterschiede zwischen Nord- und Südeuropa würden kleiner.
Diese Unterschiede hätten Europa immer wieder in große Schwierigkeiten gebracht, etwa bei der Euro-Schuldenkrise. "Da wurde der Süden über Jahre teurer und teurer, es gab hohe Arbeitslosigkeit, niedriges Wachstum, ausufernde Staatsdefizite."
Nun gebe es seit Längerem eine höhere Inflation im Norden als im Süden. "Für die Eurozone insgesamt ist das stabilisierend", sagte Felbermayr.
Seit der Eurokrise habe Deutschland von anderen verlangt, ihre Hausaufgaben zu machen. Das sei geschehen. Die Bundesrepublik selbst habe sich aber wenig bewegt. Nun sinke der Anteil der Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP). Andernorts in Europa steige er. Dieser Trend werde anhalten.
Die Bundesrepublik müsse respektieren, dass die Höchstgeschwindigkeit, mit der die deutsche Wirtschaft fahren könne, langfristig zurückgehen werde. Die Situation in Deutschland sei jetzt ähnlich wie die in Italien, Spanien oder Griechenland vor 15 Jahren.