Fast jede zweite Österreicherin arbeitet in Teilzeit. Fehlende Kinderbetreuung ist aber nicht der einzige Grund dafür. Denn auch unter kinderlosen Frauen sind – je nach Altersgruppe – fast 50 Prozent nicht voll erwerbstätig, zeigt eine neue Studie der Agenda Austria-Ökonomen Carmen Treml und Dénes Kucserazum Weltfrauentag am 8. März.
In Österreich sticht vor allem der nach wie vor große Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen ins Auge. Er hat allerdings wenig mit Diskriminierung und dafür umso mehr mit unterschiedlichen Arbeitswelten zu tun - Frauen sind eben öfter Teilzeit beschäftigt. Ab dem ersten Kind schnellt die Teilzeitquote in die Höhe. Bei Männern läuft es paradoxerweise umgekehrt: Junge Väter sind öfter voll erwerbstätig als ihre Altersgenossen ohne familiäre Verpflichtungen.
Es ist unbestritten, dass bessere Kinderbetreuungsangebote dazu beitragen würden, mehr Frauen Vollzeitjobs mit entsprechend höheren Einkommen zu ermöglichen. Doch der Ausbau von Ganztageskindergärten alleine wird nicht reichen. Wie die Studie zeigt, arbeiten auch Frauen ohne Betreuungspflichten sehr oft nur Teilzeit. In der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren sind es am meisten, nämlich fast 48 Prozent. Bei den 35- bis 44-Jährigen ohne Kind hat fast jede dritte einen Teilzeitjob.
Hohe Betreuungskosten
Warum ist das so? "Der österreichische Teilzeit-Boom gründet vor allem auf der hohen Steuer- und Abgabenlast. Die Mehrbelastung trifft insbesondere den mittleren Einkommensbereich. In Kombination mit hohen zusätzlichen Betreuungskosten können sogar finanzielle Verluste aus einer Vollzeittätigkeit entstehen", so die Ökonomen.
In Schweden, wo die Karenz meist gerecht zwischen Mann und Frau aufgeteilt wird, sind in 70 Prozent der Familien beide Elternteile Vollzeit tätig. In Österreich dagegen übernehmen die Frauen den Großteil der Kinderbetreuung. Elternkarenz wird in 96 Prozent aller Partnerschaften von den Müttern in Anspruch genommen. Nur bei einem von drei österreichischen Paaren mit Kind arbeiten beide Eltern Vollzeit, während der EU-Schnitt bei über 50 Prozent liegt.