Der deutsche Online-Kleidungshändler Zalando kämpft nach erfolgreichen Pandemiejahren zunehmend mit der deutlich geringeren Kauflaune. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin will nun einige Hundert der insgesamt 17.000 Stellen streichen, kündigten die Zalando-Chefs Robert Gentz und David Schneider am Dienstag in einem Brief an die Mitarbeiter an. "An diesem Programm werden viele Bereiche von Zalando beteiligt sein, auch auf der Ebene der Führungskräfte", heißt es in dem Schreiben. Und: "In den letzten Jahren haben sich einige Teile unseres Unternehmens zu sehr vergrößert, und wir haben ein gewisses Maß an Komplexität in unsere Organisation gebracht, was unsere Fähigkeit, schnell zu handeln, beeinträchtigt."
Zalando erlebte durch die Coronapandemie positive Jahre: Der Online-Handel boomte, gleichzeitig sparten die Verbraucher an anderer Stelle, weil sie zum Beispiel nicht mehr in Restaurants oder Bars gehen konnten. Die Jahre 2020 und 2021 hätten für Zalando durch "den starken pandemischen Rückenwind" ein "außergewöhnliches Wachstum" gebracht, schreiben die Zalando-Chefs.
Kleidung derzeit "zweitrangig"
Seit der Normalisierung des öffentlichen Lebens haben sich Wachstum und vor allem die Kauflaune aber deutlich abgeschwächt. Die Inflation führte zudem zu hohen Preissteigerungen bei den Lebenshaltungskosten – Kleidungbestellen wurde zweitrangig oder war angesichts der Kostenexplosionen bei Strom und Gas für viele nicht mehr möglich.
Zuletzt senkte der DAX-Konzern seine ursprünglichen Ziele. Nun also der Stellenabbau, der die Logistikzentren, die Kundenbetreuung und die Filialen aber nicht betreffen soll.
Zalando hat nach eigenen Angaben mehr als 50 Millionen aktive Kunden innerhalb von zwölf Monaten in 25 Märkten. Zwischen Juli und September stieg die Zahl der Bestellungen auf 58,5 Millionen. Der Umsatz stieg im dritten Quartal 2022 um knapp drei Prozent auf rund 2,35 Milliarden Euro. Unter dem Strich weitete der Konzern seinen Verlust allerdings aus. Die Geschäftszahlen für das gesamte Jahr 2022 sollen am 7. März vorgestellt werden.