Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte ihren Kampf gegen die hohe Inflation fortsetzen. Viele Bankvolkswirte rechnen damit, dass die Leitzinsen nach der Ratssitzung am Donnerstag, dem 2. Februar, um weitere 0,5 Prozentpunkte steigen. Dann läge der traditionell im Fokus stehende Hauptrefi-Zins bei 3,0 Prozent, der seit Längerem wichtigere Einlagensatz würde 2,5 Prozent betragen.
Laut offizieller Linie sollen die Leitzinsen weiterhin "nennenswert und stetig" steigen. Die Ökonomen der Commerzbank gehen von zwei Zinsanhebungen um je 0,5 Punkte im Februar und März aus, gefolgt von einem weiteren Schritt um 0,25 Punkte im Mai. Danach sollte der Zinsgipfel im Euroraum erreicht sein, meint Experte Marco Wagner. Im Folgenden werde die EZB die Zinsen wohl einige Zeit unverändert lassen. "Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf – wie sie derzeit von einigen anderen Analysten und den Marktteilnehmern prognostiziert werden – halten wir für unwahrscheinlich."
Geldpolitischer Straffungskurs
Die EZB hat einerseits gegen die Inflation vorzugehen, andererseits muss sie aber auch auf die schwächelnde Konjunktur Rücksicht nehmen. Die Teuerung ist zuletzt jedoch etwas zurückgegangen, während sich die schlimmsten Befürchtungen eines Konjunktureinbruchs wohl nicht bewahrheiten werden. Unter dem Strich könnte das der Notenbank einen Weg ebnen, ihren geldpolitischen Straffungskurs einerseits fortzusetzen, ohne aber andererseits die Konjunktur mit zu hohen Zinsen zu überlasten.
Nicht nur die Zinspolitik, auch der Bilanzabbau wird die Währungshüter am Donnerstag beschäftigen. Denn ab März will die EZB ihr gigantisches Wertpapierportfolio von mehr als drei Billionen Euro langsam abschmelzen. Direkte Verkäufe sind nicht geplant, es soll schonender über das Auslaufen fälliger Wertpapiere geschehen. Zunächst bis Juni soll der Wertpapierbestand um monatlich rund 15 Milliarden Euro verringert werden.