Nach vielen Ankündigungen und Verschiebungen rund um den Abbau und die Weiterverarbeitung von Lithium auf der Koralpe, will sich das australische Unternehmen European Lithium offenbar neu aufstellen. Über eine Fusion mit dem US-amerikanischen Unternehmen Sizzle soll der Gang an die US-Technologiebörse Nasdaq gelingen. Die Gruppe will dort unter dem Namen "Critical Metals Corporation" Geld von Investoren einsammeln. Einen wichtigen "Meilenstein" habe man kürzlich mit einer verbindlichen Abnahmevereinbarung mit dem Autobauer BMW erreicht. 

Kurz vor Weihnachten wurde die Registrierungserklärung bei der US-Börseaufsicht SEC beantragt. "Wir sind zuversichtlich, eine positive Rückmeldung zu erhalten," erklärt European Lithium in einer schriftlichen Stellungnahme auf eine Anfrage der Kleinen Zeitung. Das Wolfsberg-Projekt, wie der mögliche Abbau auf der Koralpe vom Unternehmen selbst genannt wird, gehe dann vollständig in den Besitz der Critical Metals Corporation über. 

Pennystock

Beim Fusionspartner Sizzle handelt es sich um ein "SPAC". SPAC steht für Special Purpose Aquisition Corporation, also Unternehmen ohne Geschäftsbetrieb, die ausschließlich den Zweck haben, Unternehmen zu kaufen oder eben als Hülle für Fusionen zur Verfügung zu stehen. Oft investieren Kapitalgeber in SPACS oder daraus neue entstehende Unternehmen, ohne konkrete Ziele oder Zeitpläne für Geschäftsentwicklungen zu bekommen. Critical Metals wird eigenen Angaben zufolge einen Unternehmenswert von 838 Millionen Dollar haben, davon seien 750 Millionen European Lithium zuzurechnen, wie das Unternehmen schreibt. An der Börse Frankfurt sind European Lithium-Aktien allerdings "Pennystocks", also nur ein paar Cent wert, doch zog der Kurs zuletzt etwas an.

Ob dann nach den vielen Ankündigungen seit 2016 demnächst tatsächlich Geld nach Österreich fließt, dazu lässt sich das Management rund um Aufsichtsratschef Tony Sage und CEO Dietrich Wanke weiterhin nicht in die Karten blicken. Es gebe jedoch "abgesehen von Projekten in Portugal, wo der Lithium-Abbau auf eine längere Historie zurückblickt", kein weiterentwickeltes Projekt in Europa, das schon eine engültige Machbarkeitsstudie begonnen oder abgeschlossen habe. Womit Wolfsberg gemeint ist.

Machbarkeitsstudie läuft

"Unsere endgültige Machbarkeitsstudie ist weit vorangeschritten", heißt es in der Stellungnahme. Die vorläufige Machbarkeitsstudie habe unter der damaligen Annahme eines viel niedrigeren Lithiumpreises bereits bestätigt, "dass das Projekt robust ist". Nach internationalen Reporting-Standards gehe man in Wolfsberg von 12,9 Millionen Tonnen Lithium in der ersten Abbauzone aus. Die Ergebnisse der detaillierten Machbarkeitsstudie sollen laut Firmenangaben noch im ersten Quartal vorliegen.

Erst wenn diese tatsächlich positiv ausfällt, könnte frühestens ab 2025 mit der Produktion von Lithiumkonzentrat begonnen werden, wobei European Lithium davon ausgeht, dass man keine Umweltverträglichkeitsprüfung braucht. Der Wasserbedarf für die chemische Umwandlung des seltenen Metalls in Lithiumhydroxid ist allerdings sehr hoch, deshalb hatte sich auch schon Widerstand gegen den Abbau formiert. Um einen positiven Abbaubescheid für Wolfsberg zu bekommen, muss "Critical Metals" beziehungsweise European Lithium einen konkreten und finanziell abgesicherten Betriebsplan vorlegen. Nach sechs Monaten Untätigkeit wäre der Bescheid wieder nichtig. 

Zur kurz vor Weihnachten getroffenen Abnahmevereinbarung von European Lithium mit BMW nennt das Unternehmen keine weiteren Details. Der Autobauer bestätigt die Vereinbarung, nennt aber ebenfalls keine Details.