"Nach Corona gab es eine Erholung, die niemand erwartet hat. Das Wirtschaftswachstum war über Monate zweistellig. Heute haben wir 37.000 weniger Arbeitslose als vor Corona. Früher reichten ein 3er-BMW und ein Laptop als Lockangebote für qualifizierte Bewerber. Das zählt heute wenig. Als Arbeitgeber müssen Sie heute um Arbeitskräfte tanzen und Ihre Arbeitgeberattraktivität steigern. Das beginnt beim Inserat. Ein Wir sind ein gutes Team reicht nicht." Mit diesen Worten lässt AMS-Chef Johannes Kopf auf der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein aufhorchen. 

Dass es aufgrund der aktuellen Krise wieder zu einem Comeback der Kurzarbeit kommen könnte, sieht Kopf nicht. "Hohe Energiepreise sind kein Grund für Kurzarbeit, weil Kurzarbeit für die Überbrückung kurzfristiger Herausforderungen gedacht ist. Die Energie wird aber teuer bleiben, selbst wenn sich die Wirtschaftslage wieder beruhigt, wenn auch auf einem etwas geringeren Niveau."

Einer von fünf Beschäftigten hält es für wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz zu wechseln, ergab eine PwC-Studie. Die ein Drittel plant, den Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Der Wunsch vieler Beschäftigten nach mehr Flexibilität ist auch für Agatha Kalandra, Partnerin von PwC Österreich, von Bedeutung. "Bei PwC haben wir 200 Teilzeitmodelle. Es geht auch um mehr Diversität. Wenn wir alle Frauen besser unterstützten und Flexibilität lebten, hätten wir weniger Probleme am Arbeitsmarkt. Das muss vorgelebt werden. Bei mir im Führungsteam sind mittlerweile drei Männer in Teilzeit."

Vertauschte Rollen

Auf vertauschte Rollen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern setzt Andrea Stürmer, Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherung Österreich. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Patrik Haslebacher, Personalchef von DPD Schweiz. "Bei uns kann man sich sogar mit einem Video bewerben, niederschwellig und zwanglos. Wir lassen die Leute so viel im Homeoffice arbeiten, wie sie möchten. Außerdem ist eine Vier-Tage-Woche für Mitarbeiter Leute angedacht, die ausliefern und die damit ein verlängertes Wochenende hätten."

Bleibt das Homeoffice? AMS-Chef Kopf meint: ja. "Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Deswegen finden sich immer weniger für die Wursttheke. Aber auch hier wird es eine Gegenbewegung geben. Wenn die Wurstverkäuferin lieber ins Büro geht, dann müssen sich auch die Konsumenten umstellen und die Wurst vielleicht per DPD liefern lassen oder die Verkäuferin wird besser bezahlt."