Die Kärntner Landeshauptmann-Stellvertreterin Gaby Schaunig bringt das weltweite Chip-Chaos so auf den Punkt: „Wir erleben es gerade, wie es ist, abhängig zu sein.“ Gemeint ist die weltweite Abhängigkeit von der Mangelware Halbleiter, von der Unterhaltungselektronik bis zum Auto.
Eine Reihe von Faktoren – Corona-Pandemie, fehlerhafte Logistikketten, Rohstoffmangel, Ausfälle bei den Zulieferern etc. – hat die Welt in diese Situation gebracht, und Europa versucht zu reagieren.
Die Ebscon-Konferenz in Graz beschäftigte sich genau mit diesem Thema, die Chip- und Elektronik-Industrie Europas strebe nach „Souveränität“. Denn der „European Chips Act“, also das europäische Chip-Gesetz, soll die EU wieder zurück ins Halbleiter- und Chipspiel bringen und in der Folge die Produktion hochfahren.
Wie schwierig das ist, erläutert die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Europa will den Weltmarktanteil von 10 auf 20 Prozent im Jahr 2030 bringen.“
Bloß wird es nicht bei einer Verdoppelung in der Produktionskapazität bleiben, denn der weltweite Bedarf steigt bis 2030 massiv. Ein autonomes Auto ist zum Beispiel ohne Ausweitung der Halbleiterproduktion undenkbar. Autos werden bis 2030 um 40 Prozent mehr Halbleiter benötigen – schon heute stecken rund 1000 dieser Kleinstbauteile, die Prozesse im Auto bestimmen, in einem Fahrzeug.
Die Auswirkungen des Chip-Mangels habe der Autobranche bereits jetzt ein milliardenschweres Minus gebracht und die Situation werde sich weiter verschärfen, wie Markus Stäblein, CEO von NXP Semiconductors Austria, ausführt: „Bis 2030 werden weltweit über 75 Milliarden Endgeräte in einem ‚Internet of Things‘ verbunden sein. Von Autos über unsere Smartphones bis hin zu Smart Homes – Halbleiter rücken bereits jetzt ins Zentrum, wenn es um die Gestaltung der Welt von morgen geht.“ Er mahnt mehr Tempo im Produktionsaufbau ein, denn: „Uns läuft die Zeit davon.“
Frank Bösenberg, Silicon Europe Alliance, geht davon aus, dass „Halbleiter essenziell notwendig sind, um den grünen Wandel zu erreichen“. Schaunig: „Der grüne Wandel ist nur über intelligente Halbleiterprodukte zu managen.“
Steiermark und Kärnten arbeiten über den Silicon Alps Cluster auf dem Gebiet eng zusammen, es gebe „keine Konkurrenz, das Kirchturmdenken ist vorbei“, wie Eibinger-Miedl und Schaunig betonen. Bereits jetzt seien diese Bundesländer das „Silicon Valley Österreichs“, 80 Prozent der österreichweit generierten Wertschöpfung stammen von hier. Der Vorsprung soll durch neue Projekte ausgebaut werden. Offene Frage, freilich: Die milliardenschweren Investitionen, die notwendig sind.
Didi Hubmann