Wiens Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) hat sich Montagnachmittag erstmals zu den Finanzen der WienEnergie zu Wort gemeldet. Er plädiert für einen bundesweiten "Schutzschirm" durch den Bund, da derzeit an der Börse "Mondpreise" für Strom verlangt würden. Die WienEnergie sei besonders betroffen, weil ihre Eigenproduktion geringer ist. Notwendig sind bis zu sechs Milliarden Euro, um sogenannte "Futures" abzuschließen, also Strom für die Zukunft zu kaufen. Ein Schutzschild könne aber auch anderen Firmen helfen.
Bundesländer wie Tirol oder Vorarlberg, die mehr Energie selbst aufbringen könnten, wären hier nicht so sehr betroffen. Wien sei gezwungen, mehr Strom an den Handelsplätzen zu kaufen. Nötig seien dabei stets Sicherheitsleistungen, also Kautionen, für bereits für die Zukunft abgeschlossene Geschäfte.
Einsatz zum Teil bis zu zwei Milliarden Euro pro Tag
Bis vor nicht allzu langer Zeit sei der Bedarf von der WienEnergie selbst gestemmt worden. Jetzt betrage der Einsatz aber zum Teil bis zu zwei Milliarden Euro pro Tag. Dass die Abwicklung jetzt wie vom Finanzministerium angedacht über die Bundesfinanzierungsagentur stattfinden könnte, sorgt im Rathaus jedoch für keine große Begeisterung. Dabei werde nicht direkt, sondern wieder über die Stadt abgerechnet. "Das ist nicht das, was wir gefordert haben." Die ersten Beträge würden jedenfalls schon am Dienstag, dem 30. August, erwartet.
Hanke bekräftigt jedoch, dass es sich bei der WienEnergie um ein wirtschaftlich gesundes Unternehmen handle. Die Stadt habe zuletzt bereits selbst Garantien bereitgestellt, also über jene hinaus, die vom Unternehmen üblicherweise selbst aufgebracht würden. "Das sind keine verlorenen Summen", beteuert Hanke. Vielmehr würden diese nach Abschluss des Geschäftes wieder zurückfließen. Den Vorwurf der Intransparenz weist er zurück.
Wie hoch der Schutzschild aktuell ausfallen müsse, sei schwer zu sagen, da sich die Preise täglich ändern. Es "könne auch bis zu zehn Milliarden Euro" betragen. Der Wiener Finanzstadtrat vermutet, dass auch andere Energieunternehmen möglicherweise noch weiter Garantielinien brauchen werden.
Der Wiener Vorschlag an den Bund entspricht laut Hanke dem, was international bereits umgesetzt wurde. In der Schweiz oder in Deutschland würde es derartige Modelle bereits geben.