"Ungeimpft nicht mehr ins Restaurant?“, fragt die deutsche FAZ. Der Vorstoß von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), über die Einführung einer „1-G-Regel“ – mit der Impfung als Voraussetzung für den Zutritt in Gastronomie und Hotellerie im Herbst – wurde nicht nur in Österreich, sondern auch im wichtigsten Tourismusmarkt registriert. Mit schwerwiegenden Folgen, wie Robert Gasser, Direktor der Wörthersee-Hotelgruppe Werzer’s schildert: „Was hier gedankenlos hinausposaunt wurde, kostete uns bereits knappe 50.000 Euro.“ Buchungen in diesem Ausmaß wurden mit Hinweis auf die 1-G storniert.
„Wir haben einen vollen September und Oktober, endlich wieder Seminare, Hochzeiten, Weihnachtsfeiern – und dann kommt so eine unbedachte Äußerung“, schimpft Gasser. Ob Seminare, Konferenzen oder Weihnachtsfeiern: 1-G hätte, meint Gasser, Absagen oder „Halbierungen“ zur Folge. „Unsere Mitarbeiter haben jetzt Angst, dass auch diese Wintersaison ausfallen könnte.“
"Vor allem Gruppenreisende sind extrem verunsichert"
Kein Einzelfall, meint Christian Kresse, Chef der Kärnten Werbung: „Mehrere Hoteliers berichten, dass vor allem Gruppenreisende extrem verunsichert sind und Stornierungen überlegen.“ Weil man nicht sicherstellen könne, dass tatsächlich alle Teilnehmer, etwa eines Seminars, im Herbst geimpft sein werden. „Dabei geht es um Seminare und Kongresse, bei denen ohnehin seit dem Frühjahr letzten Jahres Stillstand herrschte.“
Auch Kresse ist über Mücksteins vage Ankündigung verärgert: „Diese kann großen Schaden für die Branche anrichten. Wir brauchen nicht noch mehr Unsicherheit.“ In Kärnten wurde der Herbst von Touristikern als „Zeit der Aufholjagd“ ausgerufen, um einen Teil der Ausfälle im Zuge der fast fünfmonatigen Sperre zu kompensieren.
„Vor allem Seminaranbieter wurden hellhörig, weil sie lange Vorlaufzeiten haben“, erklärt Josef Petritsch, Hotelier am Klopeiner See und Obmann der Kärntner Tourismusbetriebe. „Wir brauchen klare Ansagen und dürfen die Planungssicherheit nicht mehr verlieren.“ Sollte eine 1-G-Regel kommen, müsse diese „natürlich flächendeckend und in allen Urlaubsländern“ gelten, meint Petritsch.
"Unkoordinierte Kommunikation"
Aus der Steiermark seien keine Fälle von Stornierungen bekannt, die allein aufgrund der aktuell geführten Debatte erfolgen, betont Hotellerie-Obmann Alfred Grabner, bemängelt aber ebenfalls die „unkoordinierte“ Kommunikation der vergangenen Tage. „Wir können uns einfach nicht vorstellen, dass es tatsächlich zu einer 1-G-Regel kommen wird, das könnten wir auch keinesfalls unterstützen, die Folge wäre eine Spaltung der Gesellschaft“, so Grabner. Er und seine Branchenkollegen rechnen eher damit, dass eine 2-G-Regel, also Zutritt mit Impfung und PCR-Tests, Einzug halten wird. Für den steirischen Tourismus ist die Herbstsaison von herausragender Bedeutung, „die Buchungslage für die Nachsaison und die Herbstferien ist auch jetzt schon sehr gut, einige Häuser sind schon bummvoll.“
"De facto Impfpflicht für alle Tourismus-Mitarbeiter"
In der steirischen Gastronomie wird eine etwaige 1-G-Regel strikt abgelehnt. „Eine Ausrollung auf die gesamte Gastronomie wäre ein massiver Schlag“, sagt Gastro-Obmann Klaus Friedl. Schon die letzten Wochen hätten gezeigt, dass die 2-G-Regel in der Nachtgastronomie (Zutritt nur mit Impfung oder PCR-Test) viele Betriebe mangels Zustrom zum Zusperren gezwungen habe, so Friedl. Er gibt auch zu bedenken, dass die Vorgabe „Zutritt nur für Geimpfte“ ja auch „de facto eine Impfpflicht für alle Tourismus-Mitarbeiter“ bedeuten würde.