Konsumenten werden für Milch- und Milchprodukte bald mehr zahlen müssen als bisher. Insider gehen von rund 10 Cent höheren Preisen für eine Packung Milch aus. Der Grund: Die Molkereien sind österreichweit "mit stark steigenden Kosten in allen Bereichen konfrontiert", erklärt Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch und Präsident des Verbandes der österreichischen Molkereien. "Wir haben eine drastische Entwicklung." Einzelne Verpackungsmaterialien wie Käsefolien und Kartons sind um bis zu 40 Prozent teurer geworden, auf das Sortiment umgelegt fordern die Molkereien im Schnitt Preiserhöhungen von fünf bis sechs Prozent, um "das überhaupt noch wirtschaftlich durchhalten zu können", so Petschar im Gespräch mit der Kleinen Zeitung.
"Müssen Mehrkosten an Handelspartner weitergeben"
Besonders stark gestiegen sind die Kosten für Verpackungsmaterial wie Kartonagen, Becher, Platinen (Aludeckel), aber auch Energiekosten etwa für Kühlanlagen und Logistik seien um 30 bis 40 Prozent teurer geworden. Auch wurden die Milchpreise für die Bauern etwas erhöht, "um den Strukturwandel zu bremsen", so Petschar. Die Kraftfutterpreise seien ebenso gestiegen, was die Milchbauern trifft. "Wir müssen die Mehrkosten an unsere Handelspartner weitergeben."
"Wären nicht mehr beliefert worden"
Umgekehrt hatten die Molkereien keine Möglichkeit, die Preiserhöhungen ihrer Lieferanten nicht zu akzeptieren, "denn dann wären wir gar nicht mehr beliefert worden", sagt Petschar.
Der Handel sei dem Ansinnen der Molkereien ursprünglich ablehnend gegenübergestanden. "Wir konnten aber verdeutlichen, dass - wenn wir die notwendigen Anpassungen nicht bekommen - unsere Bauern auch bereit sind, ihren Unmut kundzutun", sagt Petschar. Etwa bei Protesten und bei Demonstrationen von Milchbauern, die Vorbereitungen dafür seien angeblich schon im Laufen. Petschar: "Die Verzweiflung ist bei den Bauern groß, gerade weil sie in der Pandemie die Versorgungssicherheit sichergestellt haben und jetzt darum kämpfen müssen, dass sie höhere Kosten abgegolten bekommen."
"Halten Druck nicht aus"
Petschar weiter: "Wenn wir die notwendigen Preisanpassungen nicht bekommen, machen wir Verluste, die wir auf Dauer nicht aushalten", das Bauernsterben ginge dann wohl "noch rasanter vor sich, weil wir die Preise für Milch an die Bauern senken müssten". Man vernehme aus dem Handel, der schließlich auch Krisengewinner sei, "Signale der Gesprächsbereitschaft", sagt Petschar, der sich eine automatische Indexierung der Milchpreise wünscht: "Lohnerhöhungen sind selbstverständlich, aber für Bauern soll es immer weniger werden – und das geht nicht."
Von einer nahenden Entspannung ist übrigens keine Rede - im Gegenteil: "Am Rohstoffsektor – etwa bei den Kartonagen - merken wir, dass sich Situation weiter zuspitzt." In dieser Dimension sei das außergewöhnlich, sagt der langjährige Chef der Kärntnermilch: "So dramatisch wie jetzt waren der Rohstoffmangel und die damit verbundenen Preiserhöhungen noch nie."