Wer Ruhe sucht, findet sie derzeit am Klagenfurter Flughafen. Abgesehen von Privatpiloten hebt dort nämlich niemand ab. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, die Betriebszeiten wurden auf 8 bis 18 Uhr eingeschränkt. Die AUA hat gerade mitgeteilt, die Verbindung nach Wien erst "voraussichtlich" mit 21. Juni wieder aufnehmen zu wollen. Und Umweltministerin Leonore Gewessler hat betont, dass, sobald der Ausbau der Südstrecke fertig sei, dies das Aus für Inlandsflüge von Graz und Klagenfurt sein soll und damit für den einzigen Hub, den Kärnten noch hat.
Flughafeninvestor Franz Peter Orasch hatte zwar vor der Pandemie den Aus- und Umbau des Flughafens sowie die Anbindung an einen weiteren Hub angekündigt, aber auch um diese Pläne ist es mehr als still geworden. Keine rosigen Aussichten für den Airport Klagenfurt und die Unternehmen in Kärnten, die exportieren.
"Sichtbarkeit definiert sich über den Flughafen"
Für Timo Springer, den Präsidenten der Industriellenvereinigung Kärnten, ist der Flughafen ein wesentlicher Teil der gerade erst geforderten Standortpolitik für Kärnten: "Die Sichtbarkeit der Wirtschaft definiert sich zu einem guten Stück über den Flughafen. Ein Flughafen gibt exportierenden Kärntner Unternehmen Sicherheit, umgekehrt aber auch den Kunden, die nach Kärnten kommen, um Projekte abzuwickeln und Verträge zu unterschreiben." Auch nach der Pandemie werde man zwar mehr als davor aber trotzdem nicht alles virtuell besprechen können. "Es gibt Infrastrukturprojekte da geht es hochgradig um Vertrauen und damit um den persönlichen Kontakt", sagt Springer. Wichtig wäre aus seiner Sicht die Anbindung an einen weiteren Hub. "Wir brauchen die Ankünfte und Abflüge in Klagenfurt", betont der IV-Präsident.
"Es geht gar nicht um den Ausbau des Flughafens, das Entscheidende sind die Destinationen. Alles andere ist die Entscheidung des Eigentümers", sagt Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl. Und der will seine Anteile an der Flughafengesellschaft von 74,9 Prozent auf 89,9 aufstocken. Diesbezügliche Verhandlungen seitens Lilihill mit Land und Stadt Klagenfurt laufen seit Monaten. Und es konnte oder wollte bisher auch niemand konkret sagen, was der Investor mit 15 Prozent mehr an Anteilen für andere Möglichkeiten hätte, als jetzt schon.
Bürgermeister will sich informieren
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Beteiligungsreferent Martin Gruber (ÖVP) haben bereits Zustimmung zur Anteilserhöhung signalisiert. Der neu gewählte Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) will sich "erst einmal in Gesprächen mit Land und Investor genau informieren". Vor- und Nachteile müssten abgewogen werden. "Wenn es für die Stadt nur Nachteile gibt, wird man nicht zustimmen", sagt Scheider, der hierfür außerdem einen Gemeinderatsbeschluss benötigt.
Uneinigkeit innerhalb der Partei
Während sein Parteikollege Gerhard Köfer sich auf Landesebene in den vergangenen Monaten aber immer mehr als kritisch zur Erhöhung der Anteile geäußert hat, und auch die Rückabwicklung des Teilverkaufs generell gefordert hat, steht Scheider solchen Schritten skeptisch gegenüber: "Ich sehe derzeit keinen Grund für eine Rückabwicklung. Denn was dann?" Er setze auf Gespräche. Und bezüglich des von Gewessler geäußerten Endes der Flugverbindung nach Wien meint Scheider: ""Das wäre ein Schlag für den Standort Klagenfurt. Wir brauchen diese Anbindung".
Astrid Jäger