Dank einer starken zweiten Jahreshälfte konnte der deutsche Automobilzulieferer-Konzern die heftigen Umsatzeinbrüche des Frühjahrs abfedern und rund 9,8 Milliarden Euro erwirtschaften - ein Minus von 16,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser entspreche dem coronabedingten Abschwung des Weltmarkts für Pkw und Nutzfahrzeuge. Das gab Mahle anlässlich der Bilanz-Pressekonferenz bekannt.
Die Folgen der Covid-19-Pandemie, negative Wechselkurseffekte und Umsatzeinbußen durch geschwächte Märkte beeinflussten das Ergebnis von –434 Millionen Euro, das vor allem durch Sondereffekte geprägt wurde. Das waren im Berichtsjahr die hohen Rückstellungen für die erforderlichen Restrukturierungsmaßnahmen des Konzerns.
2021 werde die strukturelle und technologische Transformation fortgesetzt. „Mahle ist ein gesundes Unternehmen mit gesicherter Finanzierung. Wir sind robust und mit klarem Kurs durch dieses besondere Jahr 2020 navigiert", sagt Michael Frick, interimistischer Vorsitzender der Mahle Konzern-Geschäftsführung und CFO. „2021 ist gut angelaufen und wir haben das klare Ziel, unseren Umsatz deutlich zu steigern und einen positiven Jahresabschluss zu erzielen. Dabei leiten uns strikte Kosten- und Cash-Disziplin.“
Transformationsfokus auf Wasserstoff und E-Mobilität
Über 80 Prozent der F&E-Investitionen der Konzernforschung und -vorentwicklung von rund 650 Millionen Euro fließen in Zukunftsthemen – Tendenz steigend. Insgesamt hat der Konzern 2020 wichtige Weichenstellungen für den Ausbau des Produktportfolios und der Entwicklungskompetenzen vorgenommen. Im Zentrum standen vor allem die Bereiche Wasserstoff und E-Mobilität. Aktuell erwirtschaftet Mahle über 60 Prozent seines Umsatzes unabhängig vom Pkw-Verbrenner. Bis 2030 sollen es rund 75 Prozent sein.
In der E-Mobilität ermöglicht Mahle seit letztem Jahr das schnellere Laden der Traktionsbatterie von Hybrid- und Elektrofahrzeugen. Mit dem neu entwickelten "High Performance Kondensator" sollen E-Fahrzeuge alltags- und massenmarkttauglicher werden. Die E-Bike-Sparte hat im Jahr 2020 die nächste Generation ihres Antriebssystems für E-Bikes auf den Markt gebracht und erwartet für die kommenden Jahre ein jeweils deutlich zweistelliges Wachstum. Zudem vergrößerte Mahle sein Netzwerk globaler Kompetenzzentren im Bereich E-Mobilität.
"Auftragsbücher sind gut gefüllt"
„Mahle ist ein moderner Technologiekonzern, und unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt. Im Bereich der alternativen Antriebe sind vor allem Aufträge für elektrische Antriebsmotoren für Zweiräder und Pkw, Leistungselektronik, Batteriekühlsysteme sowie E-Kompressoren und Wasserpumpen zu nennen. Auch Produkte unseres klassischen Bestandsgeschäfts für den Verbrennungsmotor sind nach wie vor stark nachgefragt“, sagt Frick.
Konzernumbau wird fortgesetzt
Die Kostensenkungs- und Restrukturierungsprogramme wurden im Jahr 2020 verschärft. Ziel ist es, den Konzern angesichts des historischen Wandels in der Branche und der schwächeren Entwicklung der globalen Automobilmärkte in den kommenden Jahren technologisch und strukturell neu aufzustellen.
Teil des Konzernumbaus seien auch "Personalanpassungen, die verantwortungsvoll und im Dialog mit den Arbeitnehmervertretungen umgesetzt werden." Die Mahle-Geschäftsführung hat für die deutschen Standorte jüngst eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern über die Rahmenbedingungen und den Fahrplan zur Umsetzung der im vergangenen Herbst angekündigten Personalanpassungen erzielt. Diese sieht insbesondere ein Freiwilligenprogramm vor, das zeitnah starten wird. Ende 2020 waren im MAHLE Konzern rund 72.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Das sind insgesamt knapp 5000 weniger als im Jahr zuvor.
Lange verdiente Mahle sein Geld vor allem mit Filtern, Kolben und Pumpen für den Verbrennungsmotor, doch seit dem verstärkten Umstieg etlicher Autobauer auf die E-Mobilität gilt das nicht mehr als tragfähiges Geschäftsfeld. Arbeitnehmervertreter warfen Mahle zuletzt immer wieder vor, sich zu spät und zu unentschlossen auf die neuen Erfordernisse umgestellt zu haben.
In diesem Zusammenhang ist auch der Abgang des intern und öffentlich in die Kritik geratenen Konzernchefs Jörg Stratmann im März zu sehen. Interimsweise führt nun Finanzchef Frick das Unternehmen, das angesichts der Krise einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Werksschließungen einschlägt. Im laufenden Jahr wolle man unter dem Strich wieder einen Gewinn einfahren, sagte Frick.
Weltweit beschäftigt Mahle Ende 2020 etwa 72.200 Menschen. Im Kärntner St. Michael ob Bleiburg/Smihel pri Pliberku (Bezirk Völkermarkt) arbeiteten Ende 2019 gut 1750 Menschen für Mahle Filtersysteme Austria, eine Tochter der Mahle Filtersysteme Deutschland. In Vöcklabruck in Oberösterreich arbeiten weitere rund 200 Menschen für Mahle.