Einen Tag vor der Betriebsversammlung am MAN Standort Steyr, in der Investor Siegfried Wolf sein Übernahmekonzept für das Werk der Belegschaft präsentiert, hat Martin Rabe, Personalvorstand der MAN Truck & Bus SE, klargemacht, dass der Verkauf an Wolf die einzige Alternative zur Schließung ist. Anderen "Interessenbekundungen" wurde abgesagt. Steyr habe nur deshalb positiv bilanziert, weil es einen "jährlichen Ausgleich durch die Zentrale gibt".
Seit Bekanntwerden, dass das Werk in Steyr zur Disposition steht, halten Betriebsrat aber auch die oberösterreichische Landespolitik dem Konzern vor, den Oberösterreich-Standort trotz Gewinnen aufzugeben. Zur "Rentabilität" merkte der Personalvorstand, der auch Arbeitsdirektor ist, weiters an: "In Steyr produzieren wir bislang die leichte und mittlere Lkw-Reihe - also jene Fahrzeuge mit den geringsten Renditen." Es seien "massive und teils sehr schmerzhafte Einschnitte" nicht nur in Deutschland, wo 3500 Jobs gestrichen werden, nötig. "Wenn wir als Unternehmen auch in zehn Jahren noch eine Rolle in der Branche spielen wollen, müssen wir immense Investitionen vornehmen und MAN insgesamt komplett neu aufstellen. Doch dazu fehlt uns im Moment schlicht das Geld."
"Ziel, das Werk mit neuem Eigentümer zu erhalten"
Die Entscheidung, den Standort Steyr "aus dem MAN-Produktionsverbund herauszulösen", sei gefallen. "Aber es ist unser Ziel, das Werk unter einem neuen Eigentümer mit einer neuen Perspektive zu erhalten." Als Käufer kommt offenbar nur Ex-Magna Chef Wolf mit seiner WSA Beteiligungs GmbH infrage. Ihm wolle die Münchner Zentrale "eine Art Anschubhilfe" geben, indem die WSA "bis Ende 2022 sowohl weiter mit der Fertigung von MAN-Lkw als auch mit Kunststoff-Lackierarbeiten" beauftragt werde. Auch wenn man mit anderen Interessenten in Kontakt gestanden sei, versicherte Rabe, dass einzig die WSA "ein detailliertes industrielles und betriebswirtschaftliches Konzept für den Standort Steyr vorgelegt hat. Anderen Interessensbekundungen, wie ich sie nennen würde, haben wir deshalb abgesagt. Die Zukunft des Standortes Steyr muss auf soliden Füßen stehen", meinte er in Richtung des Konsortiums rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) für ein "Green-Mobility-Center". Dass bereits im September des Vorjahres der Berater Christoph Strobl mit der Innovationsinitiative Grantiro und dem Sanierungsfonds Transformation Equity Partners Interesse am Standort Steyr gezeigt habe, ist dem Personalvorstand "nicht bekannt".
Am Freitag wird Rabe gemeinsam mit MAN-Vorstandsvorsitzendem Andreas Tostmann an der Betriebsversammlung teilnehmen. "Wir kommen ja mit guten Zukunftsaussichten im Gepäck", gab er sich optimistisch. Ob die Urabstimmung der Belegschaft nach Ostern Einfluss auf die Entscheidung des Unternehmens haben werde? "Unsere Position ist klar. Wir verhandeln mit WSA als Alternative zur Schließung des Standorts. Herr Wolf hat ein aus unserer Sicht ausgezeichnetes und solides Konzept vorgelegt." Er hoffe, dass "die Belegschaft diese Entscheidung in der Abstimmung mitgeht".