"Schüler zwischen 15 und 19 Jahren starten ihr eigenes Unternehmen", so beschreibt Lukas Pistotnik (18) aus Bleiburg eine "Junior Company". Er ist Schüler der vierten Klasse an der HAK1 in Klagenfurt. Gemeinsam mit seiner Mitschülerin Julia Vogl (18) aus Bleiburg übt er die Geschäftsführung in ihrem Jungunternehmen"Choose Used" aus. "Das bedeutet so viel wie "Wähle gebraucht". Wir wollen mit unserem Unternehmen unsere Zielgruppe animieren ihr Konsumverhalten zu überdenken", sagt Pistotnik. 

Unterrichtsprinzip

Die Gründung einer Junior Company ist Teil des Unterrichtsprinzip "Entrepreneurship Education", das an allen acht Handelsakademien in unterschiedlicher Weise umgesetzt wird. "Es geht darum die Schüler zu motivieren den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Denn die Bedeutung von Entrepreneurship ist etwas zu unternehmen, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen", sagt Manuela Kleewein, Entrepreneurship Koordinatorin für Kärnten. Sie selbst ist Lehrerin an der HAK1 und begleitet die Schüler mit ihrem Jungunternehmen. "Wir Lehrer sind die Coaches", sagt Kleewein.

Alles Online

Bereits im September hat die Klasse von Pistotnik und Vogl Ideen für ihr Unternehmen gesammelt. "Uns war von Anfang an klar, dass es zur aktuellen Situation passen muss. Wir wussten das direkter Kundenkontakt nicht möglich ist. Daher wurde alles online gedacht", sagt Pistotnik. Noch vor Weihnachten haben sich die 18 Schüler auf eine Idee geeinigt. "Es ist unsere geworden. Es geht uns auch um Nachhaltigkeit", sagt Vogl.

Julia Vogl, Lukas Pistotnik, Yannick Mügge und Dominik Schuster, Schüler der vierten Klassen an der HAK1
Julia Vogl, Lukas Pistotnik, Yannick Mügge und Dominik Schuster, Schüler der vierten Klassen an der HAK1 © Daniel Raunig

"Choose Used" ist eine Plattform auf der Gegenstände des Alltags von Schülern angeboten werden können. Dafür wurde eine eigene Homepage eingerichtet. Das Unternehmen selbst wurde auf einer eigens dafür vorgesehenen Plattform angemeldet.  "Wir arbeiten mit echten Kunden, echter Ware und echtem Geld", so die Schüler. Daher reichen die Unterrichtsstunden auch nicht aus und vieles wird in der Freizeit erledigt.

Vor allem werde die Plattform Verkäufer gebrauchter Kleidung mit Käufern zusammenbringen. Ein gebrauchtes Kleidungsstück das nicht mehr gebraucht wird, wird fotografiert und mit einer Preisvorstellung und Kurzbeschreibung auf der Plattform hochgeladen. "Unser Kundendienst beurteilt, ob wir es auf unserer Homepage zum Verkauf anbieten", erklären die Schüler. "Auf unserer Plattform geht man nicht unter, wir machen Werbung für die Produkte auf Instagram und Facebook", sagt Pistotnik. Der Versand wird vom Jungunternehmen koordiniert aber vom Verkäufer selbst durchgeführt. "Die Versandkosten sind im Verkaufspreis mit bedacht", sagt Vogl. Das Unternehmen erhält bei jedem Geschäft eine kleine Provision. Die "Junior Company" läuft bis zum Ende des Schuljahres und wird dann aufgelöst.

Kärntenweites Erfolgsrezept

Dass eine "Junior Company" erfolgreich sein kann, zeigt das Beispiel der HAK Wolfsberg. Die Schüler haben mit ihrem Unternehmen "ROLLAX" selbst hergestellte Roll-On-Stifte auf Bio-Jojobaöl-Basis am Markt angeboten. Auch die schriftliche Ausarbeitung wie aus einer kreativen Idee ein Geschäftsmodell wird, ist Teil des Unterrichts. Mit ihren Businessplänen nehmen auch die Schüler der HAK Spittal an der Drau regelmäßig an Wettbewerben teil. Die Corona-Situation beschäftigt nicht nur die Unternehmen. Beim Diplomarbeitsprojekt der fünften Klasse der HAK Spittal, beschäftigen sich die Maturanten mit dem Einsatz von "Messen als Marketing-Instrument" während und nach Corona.

Roll-On-Stifte der Schüler der HAK Wolfsberg
Roll-On-Stifte der Schüler der HAK Wolfsberg © HAK Wolfsberg

Praxistage für Lehrer

Mit der Initative Lehrer in die Wirtschaftwird nicht nur den Schülern viel Praxis geboten sondern auch den Lehrkräften. "Die Lehrer besuchen statt eines Seminars drei Tage lang einen Betrieb. Sie arbeiten dort mit und bekommen Eindrücke aus der Praxis", sagt Kleewein. Denn die Situation in den Branchen sei nicht mehr so, wie man es im Studium mitbekommen hat.