Weiter auf Expansionskurs befindet sich der Technologiekonzern Flex in Althofen. Im Juli letzten Jahres übernahm der Steirer Martin Reiner – er lebt in Perchau – als Nachfolger von Erich Dörflinger als General Manager das Vorzeigewerk des US-Konzerns. „Wir sind sehr gut durch die Krise gekommen“, lautet dessen wohl wichtigstes Fazit zum Coronajahr.
Das untermauern die Zahlen: Im noch bis Ende März laufenden Geschäftsjahr gelingt es Flex trotz der schwierigen Situation den Umsatz um 5 Prozent auf 185 Millionen Euro sowie die Zahl der Mitarbeiter um 75 auf 950 zu steigern. In Althofen sind neben der Produktion und dem Management Teile des globalen Einkaufsteams, der globalen IT sowie eine Entwicklungsabteilung angesiedelt.
"Zweistelliges Wachstum"
Für das kommende Geschäftsjahr strebt Reiner ein „Wachstum im deutlich zweistelligen Bereich“ an. Voraussetzung dafür ist die bewährte Aufstellung auf drei Standbeinen: Medizintechnik, Automobilindustrie und Highend-Industrieanwendungen. In der Autoindustrie liefert Flex etwa 5G-Datenübertragungsmodule für Automobilhersteller. Zu Beginn der Krise spürte man auch in Althofen, dass die Auto-Branche unter Druck gekommen war. „Der Markt hat sich allerdings wieder erholt“, sagt Reiner.
Dafür stieg der Bedarf nach Produkten der Medizinsparte mit Beginn der Krise weiter. In Althofen wird etwa eine einzigartige Tumorhaube zur Behandlung von Gehirntumoren sowie ein Analysegerät erzeugt, mit dem (via Nasenabstrich) ein Antigen- und (mit Blutprobe) ein Antikörpertest innerhalb von zwölf Minuten möglich ist. Das Gerät wird seit zwei Wochen bei Flex selbst für Coronatests ihrer Mitarbeiter eingesetzt. Für große Pharmaunternehmen werden elektromechanische Injektionsgeräte zur Verabreichung von Medikamenten hergestellt.
Vorreiterrolle für Althofen
„Unsere Kunden wissen es zu schätzen, dass wir auch in schwierigen Zeiten kontinuierlich beliefern können", so Reiner. Wie andere Technologieunternehmen hat aber auch Flex derzeit mit dem weltweit verknappten Angebot von Halbleitern zu kämpfen. „Die Anbieter kommen mit dem gestiegenen Bedarf aufgrund der Digitalisierung nicht nach.“ Aufgrund der weltweiten Vernetzung ist die Einkaufsmacht des Konzerns Flex, der im Jahr 24 Milliarden Dollar umsetzt, aber deutlich höher als die eines einzelnen Werks. Althofen genießt überdies im Konzern bei der Entwicklung neuer Technologien, Automatisierung und Digitalisierung eine Vorreiterrolle.
Der florierende Bereich der Medizintechnik wird nun weiter ausgebaut. Dessen Produktionsfläche wird um rund 1000 Quadratmeter erweitert - und zwar „nachhaltig“, indem „Standard“-Produktionsflächen auf „Medizin-Produktionsumgebung“ adaptiert werden. Bürobereiche werden verlagert, Produktionslinien platzsparender angeordnet. Flex investiert 10 Millionen Euro in den Umbau in neue Technologien sowie in den Maschinenpark zur Schaffung zusätzlicher Kapazitäten.
Umsatzanteil wächst auf bis zu 75 Prozent
Der Anteil der Medizintechnik am Gesamtumsatz soll in den kommenden drei Jahren von 50 Prozent auf zwei Drittel wachsen. Eine ausschließliche Konzentration auf die Medizintechnik ist aber nicht das Ziel: „Es hilft, das zeigte ja die Krise, auf drei Beinen zu stehen“, so Reiner. Investiert wird auch in den Umweltschutz: Die PV-Anlage wird erweitert, bereits jetzt wird mit der 1-MWp-Anlage ein Gigawatt Strom pro Jahr und damit 20 Prozent des Eigenbedarfs selbst erzeugt.
Bemerkenswert: Trotz Reisebeschränkungen gelingt es, (Neu-)Kunden zu akquirieren. Virtuelle Firmenführungen und Videokonferenzen ersetzen derzeit nicht durchführbare Besuche vor Ort. „Für einen zweistündigen Werksrundgang kann man einen wesentlich größeren Personenkreis an Kunden ansprechen, weil niemand extra dafür nach Althofen kommen muss.“ Für den Standort Kärnten sei der Einsatz solcher digitaler Hilfsmittel sogar ein Vorteil, „vor der Krise war das kaum vorstellbar“, so Reiner.