Im Coronajahr 2020 haben die Österreicherinnen und Österreicher viel weniger Geld ausgegeben als üblich, und dafür umso mehr gespart. Die Sparquote hat sich 2020 praktisch verdoppelt auf 13,7 Prozent (OeNB) bzw. 15,7 Prozent (Wifo). Milliarden Euro flossen nicht in den privaten Konsum, sondern wurden auf die hohe Kante gelegt. Dass dieses angesparte Geld nun wieder rasch ausgegeben wird und die Wirtschaft ankurbelt, damit ist aber zumindest derzeit wohl nicht zu rechnen.
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat festgestellt, dass "Zwangssparen" aufgrund der Einschränkungen der Konsummöglichkeiten im Lockdown und "Vorsichtssparen" aufgrund der erhöhten Einkommensunsicherheit im Jahr 2020 zu einem starken Anstieg der Sparquote auf 13,7 Prozent (+5,5 Prozentpunkte) und einen Einbruch der privaten Konsumausgaben (minus 8,8 Prozent) geführt hat. Laut den Experten des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) ist die Sparquote im Jahr 2020 sogar auf 15,7 Prozent gestiegen. Während des Jahres kam es sogar kurzfristig zu einer Verdreifachung der Sparquote.
Wifo-Ökonom Josef Baumgartner erwartet trotz der im vergangenen Jahr zusätzlich angesparten Milliarden mit der Öffnung des stationären Handels am Montag keinen "Konsumboom". Denn einerseits gebe es auch Haushalte, die im letzten Jahr ihre Reserven, so vorhanden, auflösen mussten. Das habe hauptsächlich das unterste Einkommensdrittel betroffen, das unter Einnahmenausfall durch Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit vermehrt gelitten habe. Und viele Pensionisten hatten zwar keine Einkommensausfälle, aber sie würden sich angesichts der Ansteckungsgefahr in der Corona-Pandemie weiterhin verstärkt zurückziehen und dadurch ihre sonst üblichen Konsumausgaben nicht tätigen bzw. aufschieben.
Rund 17 Milliarden Euro zusätzlich angespart
Die laut Wifo-Experten rund 17 Milliarden Euro, die im Coronajahr vorwiegend von Personen in der oberen Einkommenshälfte zusätzlich angespart wurden, werden wohl auch jetzt nicht in verstärktem Konsum in die Wirtschaft gepumpt werden. Stattdessen erwartet Baumgartner eher ein normales Ausgabeverhalten, soweit es die Umstände - Kundenbeschränkung, Masken- und Testpflichten - zuließen. Nach dem Lockdown werden viele Geschäfte mit Rabatten locken, um die Waren auf ihren vollen Regale an die Käufer zu bringen. Aber "Nachziehkäufe" seien etwa beim ausgefallenen Skiurlaub in den Weihnachtsferien oder bei verpassten Friseurbesuchen in den letzten Wochen gar nicht möglich. Denn man könne ja nicht täglich zum Friseur gehen. Und Hotellerie und Gastronomie bleiben noch geschlossen.
Schon im vergangenen Jahr hätten viele Private in Österreich Ausgaben zur besseren Ausstattung von Wohnung, Haus oder Garten getätigt. Die neuen Gartenmöbel oder die renovierte Küche, Elektrogeräte oder Wanderausrüstung und Fahrräder halten natürlich länger als ein Jahr, daher seien hier heuer weniger Ausgaben zu erwarten. Bei den aufgeschobenen Urlauben hätten manche eben die Präferenz für Fernreisen bzw. Urlaub am Mittelmeer. Die Mehrheit der urlaubenden Österreicher fahre üblicherweise im Sommer ins Ausland. Wer diese Urlaubsvorliebe habe, würde aber lieber noch länger warten, bis seine Reiseziele wieder möglich seien, also bis Sommer oder Herbst, als das Geld in einen Österreich-Urlaub zu stecken.