Vor zwei Jahren wollte Hannes Androsch „das Juwel Maria Wörth aus dem Dornröschenschlaf wecken“. Neben dem bestehenden Schönheits- und Kurhotel wollte die Vivamayr-Gruppe auf Österreichs schönster Halbinsel eine Mental-Klinik für Manager(innen) am Rande des Burn-out bauen. Doch jetzt ist die 35-Millionen-Investition, die 80 neue Ganzjahresjobs verhieß, geplatzt. „Wir haben das Projekt abgeblasen. Es zieht sich eigentlich schon drei Jahre hin. Verzögerungen und Ansprüche von Gemeinde und Grundanrainern waren so, dass es für uns nicht mehr darstellbar ist. Wir verfolgen das Projekt nicht weiter“, erklärte Hannes Androsch am Mittwoch der Kleinen Zeitung.
"Utopische Forderungen"
Sein Sohn Gregor Rothschedl, 80-Prozent-Eigentümer des Vivamayr Maria Wörth, bekräftigte: „Es waren sehr zähe Verhandlungen bei zum Teil utopischen Forderungen von Gemeinde und Nachbarn.“ Konkret ging es um Straßenverlegung und um ein Informationsgebäude der Gemeinde - Rothschedl: „Maria Wörth ist, was Zeit betrifft, sinnbefreit. Irgendwann ist aber Schluss.“
Neubau des Vivamayr-Hotels
„Nun konzentrieren wir uns auf den Neubau des bestehenden Kurhotels“, so Rothschedl. Dieses solle für ebenfalls 35 Millionen Euro statt 46 dann 60 Zimmer haben, der medizinische Bereich soll vergrößert modernsten Ansprüchen entsprechen. „Die Pläne liegen bei der Gemeinde.“
Gemeinde geschockt
Bürgermeister Markus Perdacher (ÖVP), gerade erst von Corona genesen, ist geschockt: „Das tut mir fürchterlich leid.“ Für das Platzen des Klinik-Projekts sieht er aber „die Gemeinde absolut nicht verantwortlich. Auf Entscheidung eines Investors haben wir keinen Einfluss." Grundstücksverhandlungen habe es nicht gegeben. Das Projekt habe sich sehr komplex dargestellt. "Dafür ist ein Teilbebauungsplan zu beschließen mit Zusatzverträgen für Straßenverlegung, Kanal, Wasser und anderem mehr. Dazu ist es nicht gekommen, weil die Vertragsentwürfe noch nicht ausgegoren waren", erklärt der Bürgermeister. Es habe auch mit der Gemeinde keine Grundstücksverhandlungen gegeben. Und für die Übernahme des Tourismusinfo-Gebäudes habe Androsch selbst das Angebot gelegt. "Mit diesem wäre die Gemeinde einverstanden gewesen."
"Schade um Wirtschaftsimpuls"
„Sehr schade, wir rechneten mit dem großen Wirtschaftsimpuls“, ist Baureferent und Vizebürgermeister Robert Schmidhofer (Bürgerliste) bestürzt. Zu harten Verhandlungen mit Androsch und Rothschedl sei es noch nicht gekommen. "In die juristischen Gespräche zwischen den Rechtsvertretern der Gemeinde und der Vivamayr-Gruppe war ich nicht involviert", sagt Schmidhofer. Er hofft gleichwohl weiter auf das Projekt.
Doch für Androsch ist es in Maria Wörth erledigt: „Die Mental-Klinik bleibt auf mittlere Sicht ein Thema.“ Ob nun beim Vivamayr in Bad Aussee, lässt er offen. Kärnten schließt er als Standort nicht aus. „Vielleicht interessiert sich ja eine andere Gemeinde dafür.“
"Nicht rosig im Coronajahr"
Maria Wörth liegt derzeit in tiefstem Winterschlaf. Denn auch der Ganzjahresbetrieb des Vivamayr-Kurhotels ist derzeit eingestellt. "Nicht wegen Corona, sondern des üblichen Weihnachtsbetriebsurlaubes bis 3. Jänner, den wir diesmal eine Woche früher begonnen haben, um Renovierungen vorzunehmen", wie Rothschedl erklärt. Das Coronajahr habe auch der Kurbetrieb zu spüren bekommen. "Man kommt durch, aber es ist nicht rosig."
Auch Masterplan Maria Wörth stockt
Zu den Bauplänen für die Neuerrichtung des Vivamayr-Hotels gebe es noch keine Rückmeldung der Gemeinde. "Eigentlich wollten wir 2021 mit dem Abriss des Hotels für die Neuerrichtung beginnen und mit dem Betrieb vorübergehend in die Mentalklinik übersiedeln. Wir hätten uns auch dem Masterplan Halbinsel Maria Wörth unterworfen, aber der ist auch noch immer erst in der Auftragsvergabephase", so der Hoteleigentümer. "Wir haben nicht die erwartete Unterstützung erfahren."
Die Absage für die Mental-Klinik habe er erst Mittwoch erfahren, so der Bürgermeister, der neuen Pläne für das Vivamayr seien vor einem Monat eingebracht worden. "Sie wurden von Bausachverständigen vorgeprüft und gehen nun an die Ortsbildpflegekommission", erklärt Perdacher. Vizebürgermeister Schmidhofer findet die Pläne, die abermals der Grazer Architekt Josef Hohensinn erstellt hat, sehr ansprechend. Die planerische Herausforderung ist groß, denn auch bei diesem Projekt ist an die Gestaltung der ganzen Halbinsel zu denken.
Adolf Winkler