In deutschen Medien wurde schon der „Skikrieg in den Alpen“ ausgerufen – die Debatte rund um die Öffnung von Skigebieten wird auch in der Tonalität sehr hart geführt. Wie geht es den steirischen Seilbahnen damit?
FABRICE GIRARDONI: Das ist schon sehr beunruhigend, es wird sehr emotional diskutiert, umso wichtiger ist eine Versachlichung. Man muss die Kirche im Dorf lassen, wir reden hier von einem Freiluftsport, von Bewegung in der frischen Luft auf den Bergen. Nach dem Lockdown werden Handelsbetriebe wieder geöffnet, was ich begrüße, wenn dann aber umgekehrt Skigebiete nicht öffnen dürften, dann fehlt mir da die Relation, da wird mit zweierlei Maß gemessen. Die Ansteckungsgefahr am Berg ist sicher niedriger als in geschlossenen Räumen.

Aber es hat aus anderen Bundesländern schon vor Wochen diese verheerenden Bilder aus Skigebieten gegeben – mit Massenansammlungen ohne Abstand . . .
Man darf nicht alle in einen Topf werden und man kann auch dazu lernen. Ich kann nur für die Steiermark sprechen, wir haben penible Hygiene- und Abstandskonzepte mit weitlaufenden Anstellspuren und Gästeleitsysteme konzipiert. Hinzu kommt, dass 94 Prozent der Liftanlagen offen sind. Mich ärgert an der Diskussion auch, dass da in einem aggressiven Ton immer wieder das Thema Après Ski breitgetreten wird – dabei spricht bei uns kein Mensch von Après Ski, das gibt es derzeit nicht. Dieses Abstempeln des Skisports als entbehrliche Gaudi stört uns. Man darf ja nicht die wirtschaftliche Dimension vergessen, die vielen Beschäftigten und ihre Familien.

Es gibt offenbar die Überlegung, dass Skigebiete in Österreich öffnen dürfen, Hotels aber vorerst noch geschlossen halten müssen. Wie stehen Sie dazu?
Natürlich ist das noch immer besser, als gar nicht aufsperren zu dürfen. Aber die Saison ist bisher schon schlecht für uns gelaufen, daher tut jede Maßnahme, die Wintertourismus verhindert, aus Betriebssicht, doppelt weh. In der Steiermark werden aus einem Euro Wertschöpfung im Skigebiet rund 7,4 Euro Wertschöpfung in der Region – das zeigt, wie viele Betriebe und Branchen daran hängen und wie viel auf dem Spiel steht. Aber natürlich steht der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund. Entscheiden müssen das Virologen.

Wie groß ist der wirtschaftliche Druck?
Enorm. Skigebiete müssen 90 Prozent ihrer Jahresumsätze in 120 Tage machen. Wir haben zwar bis 6. Dezember den Umsatzersatz, die Deckelung mit 800.000 Euro ist in der fixkostenlastigen Seilbahnbranche für größere Betriebe mit großen Kostenblöcken, die sie liquiditätsmäßig jetzt bedienen müssen, aber ein riesiges Problem. Man darf nicht vergessen, dass wir sonst ab Anfang November schon Vorverkaufseinnahmen haben, die sind völlig zum Erliegen gekommen. Hinzu kommt eben die bange Frage, ob eine Öffnung vor Weihnachten überhaupt möglich sein wird. Das kann große Unternehmen schon in Bedrängnis bringen.