An Diskussionsstoff hat es schon bisher nicht gemangelt – vor dem Hintergrund der Coronakrise polarisiert der heutige „Black Friday“ aber noch etwas stärker. Der aus den USA vor Jahren auch in unsere Breiten „geschwappte“ Rabatt- und Konsumtag fällt in eine Zeit, in der weite Teile des Handels – nicht nur in Österreich – aufgrund von Lockdowns gar nicht öffnen dürfen. Damit verlagert sich das Geschehen fast vollends in den Online-Handel, sodass heuer von einer „virtuellen Rabattschlacht“ gesprochen wird, die sich freilich längst nicht mehr nur auf den heutigen Freitag und den dann folgenden „Cyber Monday“ reduziert.
Bereits seit Wochen werben Online-Handelskonzerne mit ganzen „Black Friday“-Wochen. Aufgrund der aktuellen Ausnahmesituation gehen Branchenexperten davon aus, dass in diesen Tagen bereits vielfach Teile des Weihnachtsgeschäfts vorweggenommen werden. So kommt der Zahlungs- und Shopping-Anbieter Klarna in einer aktuellen Studie zum Ergebnis, dass 51 Prozent der Österreicher Black Friday dazu nutzen, Weihnachtsgeschenke einzukaufen. Im bundesweiten Schnitt planen die Konsumenten demnach 256 Euro an diesem Tag auszugeben, in der Steiermark 241 Euro, in Kärnten 233 Euro. Die Prognose von Chen Cheng-Chieh, dem Österreich-Chef von Klarna: „Online werden wir mit großer Sicherheit den konsumstärksten Black Friday aller Zeiten erleben.“
Doch wer profitiert davon? Viele heimische Händler haben das E-Commerce-Potenzial in den letzten Monaten erkannt und in ihre Webshops investiert. Doch die Konkurrenz durch globale Konzerne wie Amazon oder Alibaba ist beinahe übermächtig – darum appellieren die heimischen Händler an die Kunden, gerade heuer im Inland zu kaufen.
Die Umsätze haben sich vervierfacht
Die Umsätze heimischer Webshops und klassischer Einzelhändler am „Black Friday/Cyber Monday“-Wochenende haben sich laut Handelsverband in den letzten drei Jahren auf 400 Millionen Euro vervierfacht.
Paketmengen steigen enorm an
Die Verlagerung hin zur „virtuellen Rabattschlacht“ fordert Paketzusteller und Logistiker massiv, denn die Paketmengen steigen enorm an. Am vorigen Dienstag kam es mit 920.000 abgefertigten Paketen zu einem vorläufigen Tagesrekord: Peter Umundum, Logistikvorstand der Post, rechnet damit, dass die Menge in Folge des Black Friday noch einmal übertroffen und dass vor Weihnachten die Eine-Million-Marke geknackt wird. Auch wenn ein Trend zu nationalen Produkten und Anbietern zu spüren sei, so Umundum, wird immer noch mehr als jedes zweite Paket aus dem Ausland geordert.
Amazon, wo österreichische Konsumenten jedes dritte Paket bestellen, ist nach wie vor mit Abstand wichtigster Kunde der Post. Im gesamten Jahr 2020 wird die Post mehr als 150 Millionen Pakete transportieren, 2019 waren 127 Millionen.
Die Umstände – der Lockdown und infolgedessen der Anstieg des Onlinehandels – spielen der Post in die Hände. Sie hat 2020 auch stark aufgerüstet und in Kalsdorf bei Graz sowie in Thalgau (Salzburg) jeweils neue Verteilzentren eröffnet. Im Vergleich zu 2019 sind derzeit österreichweit rund 1000 zusätzliche Mitarbeiter (insgesamt 14.600) operativ in der Sortierung und Verteilung beschäftigt. Auf die Mitarbeiter der Post wartet – ausgenommen ist das Management - eine weitere Coronaprämie, wie Umundum der Kleinen Zeitung erklärt. Nach 200 Euro im Frühjahr werden diesmal 500 Euro ausbezahlt, in Summe nimmt die Post dafür neun Millionen Euro in die Hand.
Zahl der Corona-Fälle unter dem Bundesschnitt
Derzeit gibt es bei der Post keinen Corona-Cluster. Die Sicherheitsvorkehrungen sind im Prinzip die gleichen wie im Frühjahr. Da mehr Tests zur Verfügung stehen, wird auch mehr getestet (in Summe bisher mehr als 10.000 Testungen), die Zahl der Corona-Fälle liegt unter dem österreichischen Schnitt, so Umundum.
2020 steigerte die Post ihre Kapazitäten um 30 Prozent, die Sortierkapazität beträgt 80.000 Pakete pro Stunde. Dennoch warnt sie Onlinehändler, dass sich der Mehraufwand im Zuge von Corona-Schutzmaßnahmen nur schwer kompensieren ließe. Es sei daher mit „längeren Laufzeiten“ zu rechnen.
"Riesen-Challenge" für Mitarbeiter
Die Beschäftigten seien mit einer „Riesen-Challenge“ konfrontiert, betont auch der steirische Postgewerkschafter Andreas Rindler. „Die Paketmengen sind enorm und die Arbeit ist aufgrund der Covid-Maßnahmen noch einmal viel schwieriger und härter geworden, insbesondere aufgrund der geteilten Dienste.“ Die Kolleginnen und Kollegen würden jedenfalls Schwerstarbeit leisten, „sie machen einen Top-Job unter härtesten Bedingungen“, so Rindler.
Proteste der Belegschaft: "Sind am Anschlag"
Die Post-Mitarbeiter sind bereits am Limit. „Gearbeitet wird bis in die Abendstunden, dennoch können sie die Paketflut kaum bewältigen“, sagt Ewald Kollnitz, der Vorsitzende der Post-Gewerkschaft in Kärnten. Corona-Maßnahmen wie der gestaffelte Dienstbeginn in der Zustellung stellten Mitarbeiter vor große Schwierigkeiten. Es komme zu Verspätungen in der Zustellung. „Die Menschen arbeiten im gesamten operativen Bereich der Post am Anschlag.“