In einem offenen Brief an die Regierung machten die österreichischen Reisebüros auf ihre dramatische Situation aufmerksam. Denn sie bieten keine „körpernahe“ Dienstleistung an und dürfen daher weiter offen haben. Das Problem: Ihre Kunden, also die Österreicher, dürfen aufgrund der Ausgangsbeschränkung nur aus den bekannten vier Ausnahmen außer Haus. Reisen zu touristischen Zwecken sind verboten. Selbst die Opposition macht in der Budgetdebatte im Nationalrat auf die Lage der Branche aufmerksam. SPÖ-Mandatar Maximilian Köllner fordert: „Wie Gastro- und Tourismusbetriebe braucht auch die Reisebranche sofort einen umfassenden Umsatzkostenersatz, denn nur so können drohende Insolvenzen vermieden werden.“ Die Regierung verweist auf den Fixkostenzuschuss 2, der bald beantragbar sein soll.

Für Reisebüro-Chef eine "Verhöhung"

Für Michael Schlögl von Gruber Reisen ist das eine Verhöhnung. „Der Fixkostenzuschuss 1 war bis Mitte Juni begrenzt, der Fixkostenzuschuss 2 beginnt mit 16. September. Für die Sommermonate gibt es keine Unterstützung.“ Dabei mache da die Branche in normalen Jahren 60 bis 70 Prozent der Umsätze. Und nun werde den Reisebüros wieder die Geschäftsgrundlage entzogen, ohne jede Form der Unterstützung. „Mir kommt es so vor, als wären wir Reisebüro-Betreiber die Deppen der Nation“, sagt Schlögl verärgert.

"Fallen um den Umsatzersatz um"

„Das ist eine absurde Entscheidung“, schimpft auch Andrea Springer, Chefin des gleichnamigen Reisebüros. Sie hat Filialen in der Steiermark und in Kärnten geschlossen. „Wir fallen um den Umsatzersatz um, das ist unverständlich.“ Mittelständische Reisebüros drohten zudem bei anderen Förderungen durchzufallen. Der auf 800.000 Euro gedeckelte Fixkostenzuschuss II und De-minimis-Beihilfen brächten nicht die nötige Unterstützung. „Allein unser Schaden beträgt mehrere Millionen Euro.“ Der Wunsch der Branche sei, auch wenn einige wenige Reisebüros noch offen hielten, behördlich geschlossen zu werden: „Doch dieser Zug ist abgefahren“, sagt Springer, die auf eine branchenspezifische Hilfe pocht. Den Lockdown nutzt Springer, um für Griechenland-Reisen im Sommer Stammkunden telefonisch zu kontaktieren. Dabei stoße man auf hohes Interesse: „Die Leute wollen ja weg, auch schon zu Weihnachten. Ihnen fällt die Decke auf den Kopf.“