Bereits 30.041 Gastro-, Hotel- und Freizeit/Kulturbetreibe stellten bei FinanzOnline Anträge auf 80-prozentigen Umsatzersatz für November mit einem Gesamtvolumen von über 900 Millionen Euro. "Davon werden über 800 Millionen Euro in den kommenden Tagen ausgezahlt. Die ersten Beträge sind schon geflossen", versicherte am Montag ein Sprecher des Finanzministeriums der Kleinen Zeitung.
Woran wird Handel gemessen?
An welchem Vorjahresumsatz aber wird ihr Entfall in der ersten Dezemberwoche gemessen? Denn die Umsatzsteuer ist bei FinanzOnline monatsweise ausgewiesen. Nun trifft der Lockdown alle weiteren Betriebe von Handel bis Dienstleistern mit zwei Wochen im November und einer Woche im Dezember. Und es soll ebenso rasch über FinanzOnline automatisch berechnet werden können. Es werde in jedem Fall eine großzügige Berechnung geben, ließ Finanzminister Gernot Blümel mitteilen. Noch wird um die Richtlinie gerungen. Es ist denkbar, dass aus dem Vorjahresmonat ein durchschnittlicher Wochenanteil herausgerechnet wird oder dass ein Tagesdurchschnitt errechnet wird.
Tagesverlust steigt von 110 auf 130 Millionen
Fest steht, dass der Tagesverlust für den Handel im Lockdown 2 höher sein wird, als im Lockdown 1 im Frühjahr, nämlich von 110 Millionen Euro täglich auf 130 Millionen Euro täglich steigen wird. Dies errechneten Christoph Teller und Ernst Gittenberger vom Institut für Handel, Absatz und Marketing an der Johannes Kepler Universität in Linz.
Hier die Fakten ihrer Studie:
22.400 Einzelhandelsgeschäfte betroffen
Im 1. Lockdown zwischen 16. März und Ostern mussten rund 22.400 Einzelhandelsgeschäfte schließen. Der stationäre Einzelhandel habe dadurch pro Tag rund 110 Millionen Euro Brutto-Umsatz verloren. Bei 24 Einkaufstagen summierten sich die Umsatzverluste auf rund 2,6 Milliarden Euro (brutto). Ab 14. April durften Einzelhandelsgeschäfte unter 400 m² Verkaufsfläche sowie Baumärkte (unabhängig ihrer Verkaufsflächengröße) unter Einhaltung aller gesundheitlichen bzw. hygienischen Vorschriften in Österreich wieder öffnen. Rund 8100 (große) Einzelhandelsgeschäfte blieben weiterhin geschlossen. Durch die schrittweise Öffnung im stationären Einzelhandel hätten sich die täglichen Umsatzverluste auf rund 80 Millionen Euro verringert.
Einbußen mangels Weihnachtsgeschäft
Im 2. Lockdown stehe aber jetzt die umsatzstarke Vorweihnachtszeit bevor. "Das bedeutet, dass die Auswirkungen der Geschäftsschließungen in den nächsten drei Wochen deutlich negativer ausfallen werden. Die täglichen Umsatzverluste werden von rund 110 Millionen Euro im 1. Lockdown auf rund 130 Millionen Euro im 2. Lockdown ansteigen", so die Wissenschaftler. Rein rechnerisch summiere sich dies bei 17 geschlossenen Einkaufstagen auf rund 2,2 Milliarden Euro (brutto).
"Tsunami" am 7. und 8. Dezember
Warnend weist Institutsvorstand Christoph Teller auch auf die Terminisierung des Lockdown-Endes hin. Denn die geplante Ladenöffnung am 7. Dezember fällt auf einen "Fenstertag" vor dem Marienfeiertag, 8. Dezember, der als einer der umsatzstärksten Einkaufstage des Jahres gilt. "Es wird dann – ob der ungebrochenen Dominanz von Offline – ein Tsunami auf den stationären Einzelhandel einbrechen, der de facto nur schwer zu kontrollieren sein wird."
Adolf Winkler