Inmitten der Hängepartie um den Ausgang der US-Wahl hält die Notenbank Fed ihren geldpolitischen Kurs stabil. Sie beließ den Leitzins am Donnerstag in der Spanne von null bis 0,25 Prozent und hielt zugleich die Tür für neue Nothilfen in der Corona-Pandemie offen. Die Zentralbank verpflichte sich, die volle Bandbreite ihrer Instrumente zu nutzen, bekräftigten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell.
Die Fed musste den geldpolitischen Kurs abstecken, während weiter Unklarheit darüber herrschte, wer künftig die größte Wirtschaftsmacht der Welt führen wird: Amtsinhaber Donald Trump oder sein demokratischer Herausforderer Joe Biden. "Die US-Notenbanker halten den Ball flach angesichts des noch immer nicht geklärten Ausgangs der US-Präsidentschafts- und Kongresswahlen", meint Chefökonom Uwe Burkert von der LBBW.
Die Zitterpartie um den Wahlausgang, die wohl ein juristisches Nachspiel haben wird, kommt für die Fed zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie dringt seit langem auf ein weiteres Konjunkturpaket, damit die unter der Corona-Krise leidende Wirtschaft mehr Fahrt aufnehmen kann.
Das Parlament konnte sich in Wahlkampfzeiten jedoch nicht zu neuen Hilfen durchringen. Auch nach der Kongress-Wahl wird die Lage wohl nicht besser, wie Chefökonom Samy Chaar vom Bankhaus Lombard Odier prophezeit: "Die Wahl hinterlässt einen gespaltenen Kongress und führt unweigerlich dazu, dass das Pandemie-Konjunkturpaket kleiner ausfallen wird als erwartet." Anstelle der zwei Billionen US-Dollar, die die Märkte bei einem demokratisch kontrollierten Kongress erwartet haben, seien eher staatliche Hilfen in Höhe von 500 Mrd. bis einer Billion Dollar wahrscheinlich. Die Fed stehe unter Druck, diese Lücke zu schließen.
Noch warte die Notenbank ab, meint Ökonom Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe: "Das Feld für weitere Stützmaßnahmen ist aber bereitet. Für die kommenden Monate ist mit weiteren Lockerungsmaßnahmen zu rechnen." Die letzte reguläre Sitzung der Fed in diesem Jahr ist für den 16. Dezember angesetzt.