Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) hat den Verlust über den Sommer ausgeweitet. Die mit Staatsgeld gerettete Airline schrieb im dritten Quartal ein Minus von 106 Millionen Euro, wie sie am Donnerstag mitteilte. Voriges Jahr stand an dieser Stelle beim bereinigten operativen Ergebnis noch ein Gewinn von 70 Millionen Euro. "Die zweite Welle trifft uns mit großer Brutalität", erklärte Airline-Chef Alexis von Hoensbroech. Das Geld des staatlichen Hilfspakets reiche unter der Voraussetzung, dass der kommende Sommer wieder halbwegs normal werde. Von Hoensbroech: "Dann kommen wir über den Berg."
Nach neun Monaten häufte die AUA allerdings einen Verlust von 341 Millionen Euro an, nach einem Gewinn von 17 Millionen Euro im Vorjahr. Unbereinigt beträgt der Betriebsverlust 404 Millionen Euro. Der Umsatz brach um 74 Prozent auf 414 Millionen Euro ein. Die Kosten wurden auf 806 Millionen Euro halbiert. Bis Ende September flogen rund 2,7 Millionen Passagiere mit der AUA, das ist ebenfalls ein Einbruch um drei Viertel. Die Auslastung sank von 81 auf 65 Prozent und liege aktuell wegen des zweiten Lockdowns "unter 50 Prozent".
"Das ist eine echte Katastrophe", kommentierte Andreas Otto erstmals in seiner Funktion des Finanzvorstands die neuesten Zahlen. Erst heute wurde der Flugplan weiter ausgedünnt. Aktuell sei man mit 20 Prozent der möglichen Kapazität unterwegs, das werde nun noch weiter zurückgefahren. Denn derzeit werden sogar etwas mehr als die immer genannten 40 Millionen Euro pro Monat verbrannt.
"Winter wird für uns hart und kalt"
Im für Airlines wichtigen Sommerquartal schrieb die AUA heuer nur 93 Mio. Euro an Umsatz, ein Minus von 85 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2019, wo nach 639 Millionen Euro zu Buche standen. Die Coronavirus-Pandemie hat Airlines weltweit hart getroffen.
Die AUA erhielt vom österreichischen Staat einen Zuschuss von 150 Millionen Euro sowie einen Kredit über 300 Millionen Euro. Im Frühsommer war die Fluggesellschaft davon ausgegangen, dass sich das Geschäft langsam erholt. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Schon Ende des Sommers habe man den Rückwärtseingang einlegen müssen, so von Hoensbroech.
"Der Winter 2020 wird für uns als Airline wie für so viele andere hart und kalt. Was uns aktuell noch Sicherheit gibt, ist die gute Liquiditätssituation, dennoch müssen wir hier alle Maßnahmen und Hebel nutzen, um unsere Kosten und Ausgaben weiter nach unten zu drücken", erklärte Otto. Entscheidend sei der nächste Sommer.
Das Hilfspaket ist laut AUA-Vorstand zwar mit einem finanziellem Puffer ausgestattet, eine zweite Corona-Welle habe man aber nicht explizit darin hinterlegt, räumte von Hoensbroech ein. Es sei auch ganz klar, dass kein Hilfspaket ewig reiche, wenn sich die Corona-Situation bis zum Sommer nicht bessere. Allerdings setzt die Airline jetzt massiv auf Schnelltests. Sie könnten angesichts der verfügbaren Personendaten und Kontrollmöglichkeiten die Airline-Branche zur sichersten Reisekette aufbauen, wenn das international nur besser koordiniert sei.
Wartung in Graz steht vor dem Aus
Als Teil des Sparprogramms soll nach den Crew-Basen an den Bundesländer-Flughäfen auch die Wartung dort eingestellt werden. Das betrifft die Technik-Stationen in Graz, Salzburg, Innsbruck und Linz, wie die AUA mitteilte. Verhandlungen laufen auch zur Bodenabfertigung in Salzburg und Klagenfurt.
Über die personellen Konsequenzen, wie viele Jobs betroffen sind, gab der Vorstand keine Auskunft. Vorstandsmitlied Jens Ritter zufolge sollen den Mitarbeitern Stellen in Wien angeboten werden. Allerdings sollen auch in Wien, insbesondere aber in der Wartung in Bratislava Einschnitte bevorstehen. Ritter: "Wir werden die Kapazitäten anpassen müssen." Ob das eine tiefgreifende Umstrukturierung werde, sei noch nicht entschieden. Bereits in Umsetzung ist die bereits bekannte Zentralisierung der Crew-Basen für Flugbegleiter & Piloten. Die Basen in Altenrhein (Bregenz), Klagenfurt und Salzburg wurden per 31. März. bzw. Linz, Graz und Innsbruck per 31. Oktober 2021 geschlossen," teilte die AUA mit.
Alle Flugzeuge der heimischen Airline sollen laut Aussendung zukünftig in Wien stationiert werden. Dabei kommt es auch zu einer Zentralisierung der Flugzeugwartung. Gespräche für eine entsprechende Neuorganisation laufen. Das betrifft die Technik-Stationen Graz, Salzburg, Innsbruck und Linz.
Die Verträge für die Bodenabfertigung in Salzburg und Klagenfurt wurden seitens der jeweiligen Flughäfen gekündigt. In Klagenfurt sind aktuell Gespräche über einen Betriebsübergang im Gange, sodass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiter am Flughafen tätig sein können. In Salzburg konnte keine Betriebsübergangslösung gefunden werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Salzburg haben entsprechende Wechsel-Angebote nach Wien erhalten. Sollte ein Wohnortwechsel nach Wien nicht möglich sein, möchte Austrian Airlines mit den Betroffenen einvernehmliche Lösungen finden.
MIlliarden-Verlust für Lufthansa
Auch die AUA-Mutter Lufthansa ist im dritten Quartal wegen der Coronakrise noch tiefer in die roten Zahlen geflogen. Von Juli bis September fiel unter dem Strich ein Verlust von zwei Milliarden Euro im Vergleich zu 1,15 Milliarden Euro Gewinn im Vorjahreszeitraum an, wie die Airline am Donnerstag mitteilte. Der Umsatz brach wegen der Reisebeschränkungen um 74 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro ein. Im Gesamtjahr wuchs der Fehlbetrag damit auf 5,6 Milliarden Euro.
Die Lufthansa-Gruppe musste in der Krise mit neun Milliarden Euro Finanzhilfen von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Belgien vor einer Insolvenz bewahrt werden. Der Konzern stemmt sich mit Kurzarbeit und Kostensenkungen durch Personalabbau gegen die Krise. Dadurch soll der Abfluss von Barmitteln im vierten Quartal auf 350 Millionen Euro im Monat begrenzt werden.