Plus 8,7 Prozent Umsatz dank Expansion und Wachstum auf bestehender Fläche. Mit einem Gesamtumsatz von 560 Millionen Euro aus dem vergangenen Geschäftsjahr geht der Sportartikelhändler Intersport Austria gestärkt aus der Krise. Trotz Geschäftsschließungen im stationären Handel in der Zeit des Lockdowns konnten diese Zahlen mit "einer ganz verrückter Umsatzkurve" erreicht werden. Das Umsatzplus entfällt mit knapp zwei Prozent auf bestehende Flächen, der Rest wird der Expansion zugeschrieben. Thorsten Schmitz, Geschäftsführer der Intersport Austria GmbH, hätte im Lockdown "jede Wette verloren" - bezogen auf die Entwicklung Geschäftszahlen nach Wiedereröffnung der Stores. Jetzt ist man in der komfortablen Position, über mögliche Erfolgstreiber zu sprechen.
Corona als positiver Beschleuniger
Seit dem Ausstieg der Bründl-Gruppe bei der Marke Intersport vor rund einem Jahr gilt es, 80 Millionen Euro Bruttoumsatz aufzuholen. Bei dem Ziel, in zwei Jahren diese Summe zu kompensieren, ist man auf Kurs: Zur Halbzeit konnten bereits 50 Prozent (40 Millionen Euro) aufgefangen werden. Das lag zuletzt auch daran, dass sich die Umsätze im Online-Shop verdreifachten. Der Shop im Internet ist in diesen Zeiten ein wichtiger Zugang zu Intersport, nicht nur für den Verkauf von Produkten. Zu der Umsatzsteigerung im Internet konnte man auch mehr Besucher auf die Seite locken, die beispielsweise Bestandsabfragen für Geschäfte machen und anschließend stationär kaufen.
Outdoor, Ski und Bike
Die Berge, Seen und Wälder Österreichs wurden heuer neu entdeckt. Immer mehr Menschen finden sich, nach Einschätzungen von Marketingleiter Johannes Kastenhuber, an der frischen Luft wieder. Damit ist "Outdoor" das Geschäftsfeld Nummer 1 für Intersport, gefolgt von "Ski" und "Bike". Bei Letzterem gibt es die stärksten Zuwächse in Bezug auf die verkauften Stück. Johannes Kastenhuber stellt sogar in Aussicht, dass der Bereich "Bikes" zukünftig "Ski" & "Outdoor" den Rang ablaufen könnte. Vor allem die Kinder- und E-Bikes wurden und werden nach dem Shutdown stark nachgefragt. Das Thema "Bikes" entwickelt sich auch über den Gedanken des klassischen Sportgeräts hinaus: Mehr und mehr Menschen nutzen Fahrräder als Fortbewegungsmittel im Alltag.
Alte und neue Herausforderungen des Winters
Thorsten Schmitz hält fest: "Einige Prämissen ändern sich nie: Ein guter Winter braucht Schnee." Ist diese Grundvoraussetzung einmal erfüllt, ist man auch in diesem Bereich vorsichtig optimistisch. Neben dem Platzhirsch Ski Alpin wird der Wintersport ein immer breiteres Segment: Touren-Ski hat einen ersten Boom erfahren mit, von einem anderen Niveau ausgehend, ähnlich hohen Wachstumsraten wie bei den "Bikes". Schneeschuhwandern und Langlaufen haben laut Kastenhuber ebenfalls massives Wachstumspotenzial.
Änderungen wird es coronabedingt im Verleihgeschäft geben, dem eine immer größere Bedeutung zukommt: Der Trend geht weg vom Verkauf und hin zum Verleih, denn den Kunden geht es vermehrt um das Benutzen und nicht das Besitzen.
Aber gerade im Verleih ist man dem Tourismus ausgesetzt und das könnte heuer zu einer schwierigen Situation führen. Aktuell gehen etwa nur 10 Prozent aller Leihski an Österreicher. Bleiben also heuer - erwartungsgemäß - Touristen aus, droht der Umsatz wegzubrechen. In Somme geht man bei Intersport in Sachen Wintertourismus von einem zweistelligen Minus aus.
Wenn Touristen kommen, sollen indes klare Hygienekonzepte sichere Ausgabeprozesse ermöglichen: Eine konkrete Maßnahme ist die Terminvergabe beim Ausleihen von Wintersportgeräten.
Laute Forderungen, stille Eröffnungen
Eine zentrale Frage für Intersport in der nahen Zukunft ist: Wie können wir die Österreicher in Bewegung halten? Hier gibt es auch klar formulierte Forderungen von Intersport an die Politik. Der Sommer habe gezeigt, dass Bergbahnbetrieb möglich sei und eine Schließung von Skigebieten nicht zielführend. Sport sei wichtig, sowohl physisch als auch psychisch. "Auflagen sind richtig und wichtig, aber sie müssen Bewegung ermöglichen", meint Schmitz. Auflagen sind auch der Grund, warum es nur stille Eröffnungen von neuen Geschäften geben wird. Die Expansionsstrategie werde aber ungeachtet dessen fortgesetzt: Weitere Filialen wird es in Pandorf, Innsbruck und auf der Mariahilferstraße in Wien geben.
Simon Rothschedl